Der Krieger und die Kamera
11
Mrz
So, trotz des herrlichen Wetters hab ich mich auf meine vier Buchstaben gesetzt und den angekündigten Essay zu Akira Kurosawa abgeschlossen. Der Essay basiert auf einem Vortrag, der sich an ein bunt zusammengesetztes Laienpublikum, sowohl filmtheoretisch als auch was Kurosawa betrifft, richtet. Für diesen Vortrag hatte ich mich für eine Mischung aus chronologischem und thematisch-systematischem Vorgehen entschieden, und so ist auch der Essay strukturiert.
Für alle, die sich die 10 Seiten nicht durchlesen möchten, auf die Schnelle einige zentrale Punkte:
- Kurosawas Schaffen lässt sich grob in vier Phasen unterteilen. Eine etwa bis Rashomon (1950) reichende Frühphase, in der er mit Techniken und Stilmitteln experimentiert und in der sich beherrschende Themen und Motive herauskristallisieren. Dann die bis Rotbart (1965) andauernde Reifephase, auf die eine Zeit großer professioneller und persönlicher Krisen folgt, die zu sehr pessimistisch geprägten Filmen führt, die 1985 in Ran kulminiert. Darauf folgt schließlich ein versöhnliches Alterswerk, das sich ästhetisch und thematisch stark von allen anderen Filmen unterscheidet.
- Zentrales Thema vieler Filme Kurosawas sind die Entwicklung eines Helden und dessen Kampf mit sich selbst und dem gesellschaftlichen Kontext. Dabei sind die Helden mit dem Dilemma konfrontiert, dass der Weg zu Selbsterkenntnis und Verbesserung gesellschaftlicher Zustände ein einsamer ist, gleichzeitig aber ein Leben ohne Einsatz für ein Ziel, ohne hartes Arbeiten an sich selbst und ohne Hingabe an ein höheres Ideal oder einen Meister leer und bedeutungslos ist.
- Wichtige Merkmale von Kurosawas Stil sind die Fragmentierung (durch lineare Muster) und Kompression (durch Teleobjektive) des dargestellten Raums, was wiederum zusammen mit kontrastierender Schnitttechnik eine hohe Dynamik hervorbringt (außer in den Filmen der Spätphase). Außerdem verwendet er häufig Wind und Wetter, um wichtige Entwicklungen anzukündigen oder eine bedrohliche, bedrückende Stimmung zu schaffen.
Die ausführliche Version als PDF mit biographischem Hintergrund, Beispielen aus Filmen und ein paar Screenshots kannst du hier herunterladen. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen und freue mich auf Anregungen, Fragen und Kritik!
5 Kommentare for "Der Krieger und die Kamera"
Hallo,
der Artikel liest sich sehr gut, danke für die Bereitstellung hier auf der Website.
Und wo ich gerade dabei bin, dann auch mal viel Lob im allgemeinen zu Deinem Blog. Einen Internet-Auftritt im deutschen Netz, wo über Naruse, Ozu, Mizoguchi und andere japanische Filmklassiker geschrieben wird, gibt es nicht oft (wenn überhaupt). Weiter so!
Hallo Marcel,
es freut mich sehr, dass dir mein Artikel zu Kurosawa gefällt und vielen Dank auch für die lobenden Worte! In der Tat ist auch mir kein anderer deutschsprachiger Blog bekannt, dessen Schwerpunkt so auf Klassikern aus Japan liegt wie das bei mir der Fall ist… einerseits ist das sehr schade, andererseits aber auch verständlich, wenn ich nur an die Schwierigkeiten denke, die allein die Beschaffung der Filme bereitet. Jedenfalls, wenn du über andere Seiten zum japanischen Kino stolperst, lass es mich wissen!
[…] Carl Hanser Verlag)Filmographie von Akira Kurosawa mit Besprechungen seiner wichtigsten FilmeDer Krieger und die Kamera. Essay über Akira Kurosawa bei http://www.japankino.deDavid Walsh: Das Werk Akira KurosawasAkira Kurosawa News and Information […]
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[…] auf den Namen des Judokämpfers Saguta Sanshiro, dem Hauptcharakter des gleichnamigen Films von Akira Kurasawa („Die Sieben Samurai“) und zudem von dem japanischen Satz „Sega Saturn, […]
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