1 Aug
Wie mein cineastisch veranlagter Leser sicher weiß, verstarben vorgestern – also am 30. Juli – innerhalb weniger Stunden zwei der herausragendsten Regisseure der Kinogeschichte: Ingmar Bergman und Michelangelo Antonioni. Beide hatten mit ihren Werken der 1950er und 60er Jahre Kinogeschichte geschrieben und nicht nur das europäische Autorenkino entscheidend geprägt.
Doch der Anlass dieses Posts (eigentlich wollte ich heute Abend den nächsten Beitrag meiner NGE-Reihe zu Shinji Ikari schreiben) ist nicht so sehr der Tod dieser beiden Meisterregisseure, sondern vielmehr meine Enttäuschung, als ich eben meinen Feedreader öffnete und feststellen musste, dass von den etwa 25 deutschen und englischen Blogs rund um Filme und Kino, die ich abonniert habe, sich nur ein einziger in den letzten beiden Tagen mit diesem Verlust für das Weltkino beschäftigt hat! OK, viele dieser Blogs haben teilweise thematisch sehr spezielle Schwerpunkte, so dass ich mir klar war, dass die beiden Todesfälle hier oder dort niemals Thema sein würden. Aber ein einziges Blogpost zu Bergmans Tod? Und keines zu Antonioni? Zwei Fragen drängen sich mir da auf: Sollte ich das eine oder andere Feed-Abo vielleicht überdenken? Und können Blogs – auch wenn sie noch so gut gemacht sind – klassische Medien ersetzen?
Erstere Frage werde ich jetzt hier nicht en détail erörtern, nur soviel: Ich war positiv überrascht von den Fünf Filmfreunden, deren exzellent gemachter Blog mir bisher für ein Abo zu mainstreamig war, die aber zwei anständige Nachrufe brachten und auch das Finale von Antonionis Zabriskie Point, diesen Meilenstein der Filmgeschichte, einbanden. Die zweite Frage muss für heute wohl mit einem klaren Nein beantwortet werden. Und so greife ich nach längerer Zeit mal wieder zur Süddeutschen, empfehle den Bergman-Nachruf von Fritz Göttler und den dazu passenden Aufriss der Biographie des großen Schweden sowie einen Rückblick auf Leben und Werk Antonionis.
7 Kommentare for "Zum Tode von…"
Auch auf die Gefahr hin, jetzt aus deinem Feedreader zu fliegen oder von sämtlichen Filmfreunden verächtliche Blicke zu ernten, aber ich habe noch keinen einzigen Film von Bergman oder Antonioni gesehen.
@AHTB: um so besser, dann steht dir dieses Vergnügen noch bevor…
Hallo,
schön zu lesen, dass du dann hier wenigstens einer von vielen Blogger bist, der auf diesen rieseigen Verlust für die Kunstwelt hinweist.
Ingmar Bergman ist mein Lieblingsregisseur und wird es weiterhin bleiben, ich bin mir sicher. Seine Filme haben mich zum ernsten Kino gebracht, bei ihm habe ich zum ersten Mal erfahren dass Film mehr sein kann, vielmehr. Die ersten Seherlebnisse von Filmen wie „Schreie und Flüstern“, „Das siebente Siegel“ und „Licht im Winter“ werde ich nicht vergessen. Bergmans Filme haben mich so angesprochen wie bisher noch kein anderer Regisseur. Ich bin ihm unendlich dankbar für sein Lebenswerk. Er ist 89 Jahre geworden, konnte sein Werk zeitlebens abschließen (Tarkowkij konnte es leider nie…der andere großartige Regisseur) und ist friedlich gestorben. Wenn es auch kein Trost ist, so hätte es jedoch schlimmer kommen können. Durch seine Filme, seine Literatur und seine immer wieder aufgeführten Theaterstücke ist er aber unsterblich geworden.
@ AHTB
Waas?? Werft den Purchen chu Poden!! 😉
Nein, im Ernst: Ich kenne auch zu wenige Filme der beiden, als dass ich mich imstande gefühlt hätte, einen verfünftigen Nachruf oder ähnliches zu schreiben, deshalb ja auch die Verweise auf die Süddeutsche. Aber auch wenn man mit dem Werk der Meister nicht vertraut ist, hatte ich nach all den Zeitungsartikeln, Nachrufen, Rückschauen etc. pp quer durch alle Medien einfach ein größeres Echo in der Blogosphäre (zumal der filminteressierten) erwartet. Das kann ja auch nach dem Motto „ups, da sterben zwei Großmeister des Kinos von denen ich gar nichts kenne, jetzt mache ich mich mal auf in die Videothek“ sein.
@ orcival
„Philippika„… schmunzel 🙂
Nun… die Tatsache, dass beide verstorben sind, macht mich nicht allzu traurig: 1. ich kannte sie nicht persönlich und 2. sie sind älter geworden als viele ihrer Vorgänger (man denke an Kenji Mizoguchi oder eben Tarkowskij).
3. Beide Regisseure haben derart brillante Filme gemacht, dass uns ihre Visionen, ihr Esprit bleiben. Denn die Filme bleiben uns schließlich.
Naja, du hast natürlich Recht, auf der persönlichen Ebene gibt es keinen Grund traurig zu sein. Aber bei nem Nachruf geht es ja auch weniger darum, zu trauern, als vielmehr, den Verstorbenen zu würdigen. Und dieses Element ist mir eindeutig zu kurz gekommen. Obwohl ich inzwischen mit ein bisschen Suchen doch noch ein paar Blogs gefunden hab, bei denen die Todesfälle aufgenommen wurden.
3kinswoman
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