7 Sep.
Original: Shigatsu monogatari (1998) von Shunji Iwai
Aus dem noch verschneiten Hokkaido kommt die junge Uzuki (Takako Matsu) zum Studium nach Tokyo, wo gerade die Kirschbäume blühen. Der Gegensatz zwischen der Winterlandschaft und den im Frühlingswind treibenden Kirschblüten könnte kaum größer sein und verkörpert für Uzuki den Beginn eines neuen Lebens und die Erkundung einer fremden Welt.
Schüchtern und verunsichert macht sie die ersten Schritte an der Uni in der großen Stadt, muss sich zurecht finden, ihre kleine Wohnung einrichten, Kurse belegen, neugierige Fragen ihrer Kommilitonen beantworten. Langsam fasst sie Fuß, tritt einem Fliegenfischer-Club an der Uni bei, lernt eine Nachbarin kennen, erkundet die Umgebung auf der Suche nach einem Buchladen. Einem ganz bestimmten Buchladen.
Betrachtet man die Laufzeit von nur 67 Minuten, fällt es auf den ersten Blick etwas schwer, April Story als Spielfilm ernst zu nehmen. In der Tat bietet der Film auch kaum Plot, vielmehr ist er ganz und gar den Gefühlen von Uzuki gewidmet. Dass uns Iwai mit diesem Film regelrecht in sie hineinversetzen will, macht die Auftaktszene deutlich, in der Uzuki im abfahrbereiten Bus stehend von ihrer Familie Abschied nimmt und in der die Kamera uns durch ihre Augen blicken lässt.
Dieses ebenso einfache wie effektive Mittel ist typisch für diesen sehr reduzierten, auf eine sympathische Art schlichten Film. Es gibt keine nennenswerten Charaktere, auch wenn Uzuki immer wieder Menschen begegnet, die ihr helfen, Stabilität und einen Bezugsrahmen aufzubauen: Eine Nachbarin, die mal zum Essen vorbei kommt, eine schräge Kommilitonin, ein Mann der ihr einen Regenschirm leiht. Aber sie sind nur Schemen am Rande.
Uzuki erreicht ihr Ziel letztlich aus eigener Kraft, so wie sie es völlig überraschend auch schaffte, die Aufnahmeprüfung für die Uni zu bestehen. Und genau darum geht es in diesem Film: Mit ganzer Kraft nach etwas zu streben, etwas erreichen zu wollen nach dem man sich sehnt; bereit zu sein, dafür alles aufzugeben und komplett loszulassen. Was könnte das sein? Die Liebe natürlich!
Das Ende des Films kommt zwar abrupt, aber genau zu dem Zeitpunkt, als Uzuki am Ziel ihrer Träume ist. Insofern passt es irgendwie, alles ist stimmig, rund. Das ist überhaupt das, was mich an diesem unspektakulären, unaufdringlichen Film am meisten beeindruckt: Wie alles passt. Der Soundtrack mit seiner einfachen Klaviermusik, die melancholische Stimmung der meist in hellen Tönen gehaltenen Bilder, der langsame Rhythmus. In diesen Film kann man eintauchen wie in ein warmes Entspannungsbad und sich sicher sein, dass man sich hinterher gut fühlt.
6 Kommentare for "April Story"
Aaaaaaaaah, klingt fantastisch, genau nach meinem Geschmack. Wo kann ich den Film denn auftreiben? Gibt es den nur als HK-Import mit englischen Untertiteln?
Ja, mir sind nur eine koreanische und eine HK-Version bekannt, die englische Untertitel haben. Die koreanische gibts über den Marketplace von Amazon.com zu erwerben, die HK-Version hat z.B. Yesasia.
Besten Dank. Die Yesasia-Fassung ist wohl eine VCD, also wird es die koreanische DVD vom Marketplace werden.
da nich für 🙂
wünsche viel Spaß mit dem Film!
I apologize for using the wrong language… German was offered in school, but I chose English instead because the English teacher took us bowling and play baseball… the hard studying German group was really angry at us…
Anyway, April Story is my favorite Iwai film and in my opinion one of the best films ever made. Audio-visual perfection from beginning to end, and a true „feel good“ movie. It’s a bit ironic that I rank it above Lily Chou Chou, Swallowtail and Picnic – all of which are terrific – considering I’m a big fan of digital, grainy, or uncinematic style cinematography. Out of those 4 movies April Story least fits this category with its dream-like soft and bright visuals…
Speaking of Iwai, his film Love Letter was shot in Otaru, Hokkaido. By a pure chance, I ended up into this very town as an exchange student. I had seen the film, even had it in my dvd shelf all the time, and only after receiving a positive reply from the school and purchasing flight tickets I realize that Love Letter takes place on Otaru.
I still haven’t identified most of the shooting locations. It looks a bit different here now, because it’s not snowing yet. I’ve been told some of the library scenes were shot at my school. But I haven’t had time to visit the school library yet…
Hi Mikko, welcome to the blog! I can very well understand that you preferred English over German, and not just because of the bowling 😉
Iwai is my favorite contemporary director, but his style in cinematography is only one part of what fascinates me about his movies (although the style is truly outstanding). For me, the stories he tells are what really draws me in, with these young men and women full of dreams and hopes and aspirations. Sometimes these dreams are romantic dreams, like here in April Story, sometimes more down to earth like in Swallowtail, but I can always relate to them and feel with the characters who struggle to make those dreams come true.
And so it sounds to me like you are living your own Iwai-movie right now, with a dream-come-true story of a fan of Japanese films who comes to Japan as an exchange student and ends up in the very town where Iwai shot his breakthrough film! These stories only happen in real life and in Iwai movies, don’t you agree?
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