25 Aug
Der japanische Film hat einen seiner wichtigsten, kreativsten und innovativsten Regisseure verloren – Satoshi Kon starb gestern im Alter von nur 46 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs.
Als ich die Nachricht heute morgen las, war ich schlicht fassungslos, konnte und wollte es nicht glauben. So wird es uns allen gegangen sein, die wir seine der Zahl nach geringen, dafür aber umso bewundernswerteren Werke schätzten, verehrten, liebten. Für ihre psychologische Tiefgründigkeit, ihre überbordende Fantasie und ihren Detailreichtum, ihre atemberaubenden Perspektivenwechsel, ihren trockenen und feinsinnigen Humor, ihre technische Perfektion und ihre tiefe Menschlichkeit.
Was seinen Tod so tragisch, so unbegreiflich macht, sind nicht nur sein noch junges Alter und der Gedanke an die vielen genialen Momente, die er Filmliebhabern auf der ganzen Welt noch hätte bescheren können. Es ist auch das Wissen, dass er ein so einzigartiger, kompletter Künstler war, dass er unersetzbar ist. Niemand sonst könnte Filme machen, wie er sie gemacht hat. Satoshi Kon war nicht nur ein begnadeter Animationskünstler, oder ein intelligenter Drehbuchautor – er hatte die Fähigkeit, mit jedem seiner Werke eine geschlossene, durchdachte und neue Wege beschreitende Vision zu verwirklichen. Er war ein verdammtes Genie! Sein Tod ist ein dramatischer Verlust für die Animewelt und alle Liebhaber anspruchsvoller Filme.
Einem von ihm verfassten Abschiedsbrief, der heute auf seiner persönlichen Webseite veröffentlicht wurde, können wir entnehmen, dass er offenbar erst vor wenigen Monaten von den Ärzten die erschütternde Botschaft bekam, dass er nur noch kurze Zeit zu leben hat. Trotzdem sorgte er sich offenbar um die Fertigstellung seines nächsten, gerade in Arbeit befindlichen Werks – ein Perfektionist und im positiven Sinne vom Filmemachen Besessener.
Eine auszugsweise englische Übersetzung dieses Briefs kann bei ANN nachgelesen werden, aber um die Überschrift zu verstehen, brauche ich keine Hilfe: ã•ã‚ˆã†ãªã‚‰ – sayonara.
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Nachtrag: Eine komplette, exzellente Übersetzung des Abschiedsbriefs ins Englische findet sich bei Makiko Itoh.
5 Kommentare for "Satoshi Kon – Sayonara"
Ich kann immer noch nicht genau sagen wieso mich diese Nachricht so tief getroffen hat. Erst jetzt wird mir bewusst wie viel mir das von solch tiefer Menschlichkeit durchdrungene Werk Satoshi Kons bedeutet. Bei keinem anderen japanischen Regisseur seiner Generation fieberte ich ähnlich intensiv dem nächsten Projekt entgegen und bei keinem Anderen war ich mir so sicher durch seine unbändige Kreativität überrascht und begeistert zu werden. Für mich war er einer der großen Humanisten des Weltkinos, der zwar durchaus die Abgründe der menschlichen Seele kannte, aber dabei niemals den Glauben an die Menschen verlor.
Und nun wird es nie wieder einen neuen Film Satoshi Kons geben, nie wieder…
Ich will es einfach nicht wahr haben!
Ich habe wirklich gehofft das es nur ein Gerücht sei als ich die Nachricht gestern las. Leider hat dies Hoffen nichts gebracht und ich musste wirklich mit den Tränen ringen als es offiziell bestätigt wurde. Dann ist mir aber dieses Zitat eingefallen, von Fellini soweit ich weiß der einmal sagte „You exist only in what you do.“ Nun Satoshi Kon hat viel getan in der Zeit die ihm gegeben war und ich bin Glücklich darüber das er uns die Filme gegeben hat die er mit soviel Herzblut erschuf. Deswegen habe ich den restlichen Tag dann damit verbracht seine Werke nochmal zu sehen und jede Sekunde zu genießen die er uns schenkte, etwas anderes hätte er auch nicht gewollt.
Cedric, da hast du absolut Recht! Satoshi Kon hat mit seinen Werken so vielen Menschen so viel gegeben, dass er in unserer Erinnerung und in dem Einfluss seiner Filme noch lange weiterleben wird.
Genau wie Marald bin auch ich überrascht, wie sehr mich sein Tod emotional berührt. Ich meine, schließlich war er für mich ein völlig fremder Mensch, den ich noch nie gesehen, geschweige denn gekannt hätte. Aber ein paar Hinweise darauf, wieso ich dennoch durch seine Filme das Gefühl hatte, mit ihm vertraut zu sein, hat mir eben das Lesen seines vollständigen Abschiedsbriefs gegeben. Eine kleine Kostprobe:
As I thought that, something moved out from the calendar on the wall and started to spread around the room.
„Oh dear, a line marching out from the calendar. My hallucinations aren’t at all original.“
Auch wenn er über sein letztes, unvollendetes Projekt „The Dream Machine“ spricht, zeigt sich nochmal in aller Deutlichkeit, wie sehr er und seine Filme sich wechselseitig bedingt und definiert haben. So haben wir wohl mittels seiner Filme auch ein Stück von ihm liebgewonnen.
Das ist wirklich eine traurige Nachricht für alle Anime-Fans 🙁 😥
Ich hoffe, dass sein letzter Anime “Yume Miru Kikai†noch beendet wird 😯
Ich werde mir zu Ehren von Satoshi Kon auf jeden Fall heute Abend noch Mal seinen göttlichen Anime PAPRIKA anschauen 😐
3interloper
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