8 Nov
Original: Ichiban utsukushiku (1944) von Akira Kurosawa
Eine Gruppe junger Mädchen stellt in einer Fabrik Präzisionslinsen für Kampfflugzeuge her, es ist ihr Beitrag zur Kriegsanstrengung Japans. Im Kampf gegen die materielle Übermacht der Gegner wird das Produktionsziel für die Arbeiter von der Fabrikleitung verdoppelt, das der Arbeiterinnen aber nur um 50% erhöht. Empört darüber, dass ihnen nur so wenig zugetraut wird, setzen die Mädchen mittels ihrer Anführerin Watanabe (Yoko Yaguchi) eine stärkere Erhöhung durch. Doch um dieses Ziel auch zu erreichen, müssen Krankheiten, Unfälle und nicht zuletzt auch Streitigkeiten und Neid innerhalb der Gruppe überwunden werden. Dabei wird Watanabe von der Herbergsmutter Mizushima (Takako Irie) unterstützt, die sich rührend um die Mädchen kümmert.
Nach dem großen Erfolg von Sanshiro Sugata erhielt Kurosawa den Auftrag für einen Propagandafilm, der den Geist der Nation feiern und bestärken sollte. Wie viele Regisseure wählte er dafür einen dokumentarischen Ansatz und war darum bemüht, den Alltag der Mädchen in der Fabrik so realitätsgetreu (und dennoch mit dem Propagandaziel vereinbar) darzustellen, wie möglich. Dazu ließ er alle Schauspielerinnen tatsächlich in einem Wohnheim auf dem Fabrikgelände unterbringen, Marschieren und Musizieren. Die Dreharbeiten müssen allen Berichten der Beteiligten zufolge hochgradig anstrengend gewesen sein.
Was hinter dem Film steht, wird noch vor Filmbeginn klar, da prangt nämlich ein Schriftzug „Greift den Feind an und zerstört ihn“ – martialische Töne, die Am allerschönsten interessanterweise fast völlig ignoriert. Denn Kurosawa erzählt die Geschichte einer kleinen Gruppe Menschen, die sich ganz und gar in den Dienst einer Sache stellen. Ihr Gegner ist eine unerbittliche Produktivitätskurve in einem Diagramm, die zugleich als Stimmungsindikator dient. Sind Konflikte auszustehen oder Unglücksfälle zu überwinden, geht es mit der Kurve abwärts, feiert die Gruppe die Rückkehr eines Mitglieds oder hat sie Spaß beim Volleyball, geht es aufwärts.
Dass die Mädchen am Ende erfolgreich ihr Ziel erreichen, haben sie zum großen Teil ihrer Anführerin Watanabe zu verdanken. Die geht (wunderbar gespielt von Kurosawas späterer Ehefrau Yoko Yaguchi) mal vermittelnd, mal anspornend, mal mit strenger Hand voran und muss dabei selbst einen inneren Konflikt austragen: Soll sie ihre im Sterben liegende Mutter besuchen, oder ihrer Pflicht gegenüber der Sache nachkommen?
Nach dem Krieg sah Kurosawa seine eigene Rolle als Instrument der Propaganda für das Regime und einen wahnwitzigen Krieg sehr kritisch und schämte sich, dass ihm der Mut zu Widerstand gefehlt und er sich sogar bei den Zensoren eingeschmeichelt hatte. Den Film selbst bezeichnete er in seiner Autobiographie zwar nicht als bedeutend, aber als einen seiner Liebsten, nicht zuletzt wegen der Erinnerungen an die außerordentlich enge Zusammenarbeit.
Bei aller Kritik angesichts des propagandistischen Subtextes ist Am allerschönsten ein Film, der auf spannende Weise zeigt, wie eine Gruppe von Menschen mit sich und schwierigen Umständen ringt und im Dienst einer Sache über sich selbst hinauswächst. Und das ist nunmal klassischer Kurosawa.
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