22 Feb
Meine erste Berlinale-Luft habe ich in der vergangenen Woche geschnuppert und die hat Lust auf mehr gemacht! 8 Filme in 4 Tagen, ein recht gemütliches Programm hatte ich mir zurecht gelegt, um genug Freiraum für den einen oder anderen netten Plausch mit in Berlin gestrandeten Freunden zu haben. Meine Einschätzungen zur einen Hälfte der Filme habe ich schon pflichtschuldigst gepostet, die anderen folgen in den nächsten Tagen. Aber auch zur Berlinale selbst möchte ich ein paar Worte verlieren.
Schön sehen Sie aus, die Eintrittskarten, aber sie zu bekommen war gar nicht so einfach. Die Tickets für die Filme werden nämlich immer erst 3 Tage vor der Vorstellung online buchbar. Für mich als Besucher von außerhalb bedeutete das, dass ich mich über mehrere Tage hinweg jeden Vormittag eine Viertelstunde mit dem Ticketing-System der Berlinale auseinandersetzen durfte, das nicht besonders komfortabel ist – immerhin kenne ich jetzt meine Kreditkartennummer auswendig. Die Idee hinter dieser Zeitverzögerung ist wohl, dass die Entstehung eines Schwarzmarktes unterbunden werden soll. Das mag ja bei begehrten Wettbewerbsfilmen wie True Grit und Konsorten Sinn machen, aber von „meinen“ 8 Vorstellungen war keine einzige auch nur annähernd ausverkauft.
Kommen wir zu den Festival-Kinos, von denen ich fünf kennenlernen durfte: Das Cinemaxx, das Cubix, das Colosseum, das Cinestar und den Celphi äh, Delphi-Filmpalast. Die ersten drei waren im Großen und Ganzen ok, im Colosseum (Saal 1) war die Leinwand etwas zu klein für die Größe des Saals und im Cubix war der Sound viel zu basslastig. Wirklich beeindruckt hat mich das Cinestar, mit superscharfem Bild und sehr schön ausbalanciertem Sound sowie mit den stylischsten Toiletten die ich je in einem Kino gesehen habe. Siehe das Foto aus dem Inneren einer Herrentoilette oben, wobei die CD allerdings nicht Bestandteil des Original-Designs war, sondern von einem kreativen und geschmackvollen Geist (also nicht von mir) mit beidseitigem Klebeband hingepappt wurde.
Mein Lieblingskino ist aber der Delphi-Filmpalast, ein schönes, ehrwürdiges, altes Kino mit Funzellampen im Eingangsbereich und einem herrlichen Kinosaal (natürlich mit Empore), in dem man nur darauf achten muss, sich einen Platz hinter einem möglichst kleingewachsenen Vordermann zu suchen. Die Technik ist top, und vor Beginn der Vorstellung erklingt tatsächlich genau derselbe Gong, den ich aus dem Hamburger Metropolis gewohnt bin! Ich hab mich also gleich ganz wie zuhause gefühlt 🙂
Enttäuscht war ich jedoch über die fehlende Festivalatmosphäre, in vielen Kinos sah alles nach Business as usual aus (siehe das Cinemaxx oben). Ja, überall hingen Berlinale-Plakate und vor jedem Film gab es die obligatorische Begrüßung des Publikums, die aber ziemlich karg und lieblos ausfiel, so nach dem Schema „Willkommen auf der Berlinale, wir zeigen jetzt den Film XYZ. Viel Spaß.“ Da kann man mit ein bisschen Charme, Persönlichkeit und emotionaler Ansprache des Publikums deutlich mehr draus machen, selbst wenn man sich nicht den Stress geben mag, Hintergründe zu den Filmen zu recherchieren.
Auch von den Aktivitäten die neben den Vorführungen so liefen hab ich als „normaler“ Kinogänger so gut wie nichts mitbekommen: kulturelle Veranstaltungen, Parties, Gesprächsrunden – wenn es sie gab, musste man wohl danach suchen. Kein Vergleich zu den kleineren Festivals, die ich in den letzten Jahren kennenlernen konnte!
Vielleicht liegt das einfach an der Größe der Berlinale. Wer ein solches Massenpublikum bedient, kann wahrscheinlich gar nicht mehr nette Kamingespräche anbieten, weil der Andrang viel zu groß wäre. Allein bei der Masse an Medienvertretern wird wohl aus jeder Diskussionsrunde mit einem Filmschaffenden gleich eine Pressekonferenz. Verständlich, aber irgendwie auch schade, geht so doch das Besondere an der Festival-Atmosphäre verloren.
PS: Einen wunderschön bebilderten Berlinale-Bericht gibt es bei Fritz.
3 Kommentare for "Berlinale – Eindrücke und Ansichten"
oh im delphi war ich auch neun jahre schon nich mehr…
im rahmen der berlinale war ich jetzt in nem fast 100 jahre alten kino in berlin, das noch als tanzkino konzipiert wurde. die bilder dazu gibts demnächst.
warste auch in dem 4 stündigen japanischen film? hatte vor der vorstellung jemanden getroffen, die ganz heiss auf den langen streifen war.
nein, war ich nicht. Ich hatte mir zuerst überlegt, „Heaven’s Story“ anzuschauen, hätte dafür aber wegen zeitlicher Ãœberschneidung auf andere Filme verzichten müssen. Und da ich fest davon ausging, dass dieser Epos auch noch über andere Festivals und wahrscheinlich DVD seinen Weg zu uns finden wird, hab ich ihn dann zurückgestellt. Dass er prompt ausgezeichnet wurde und im April auch auf der Nippon Connection läuft, bestätigt mich in meiner Entscheidung 🙂
[…] Nach der Berlinale steht nun bald schon das nächste Filmfest für mich an, die Nippon Connection in Frankfurt. Seit gestern können die Eintrittskarten online gekauft werden (hab ich natürlich gleich gemacht), das Programmheft kann man sich als pdf herunterladen. […]
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