1 Jan
Original: Bekushiru – 2077 Nihon sakoku (2007)
Mein erster Film des Jahres 2011, und dann gleich so ein Reinfall! Da kann ich nur hoffen, dass das kein schlechtes Omen ist, was den Rest des Jahres angeht. Immerhin, es kann jetzt nach Vexille eigentlich nur noch besser werden, jedenfalls filmisch. Aber der Reihe nach…
Wir schreiben das Jahr 2077, Japan dominiert mit der überlegenen Technologie des Konzerns Daiwa den Weltmarkt für Roboter, ist aber wegen Verstößen gegen internationale Abkommen über die Entwicklung von Androiden völlig isoliert. Seit mehr als 10 Jahren hat kein Ausländer mehr Japan betreten, das Land hat sich durch einen elektronischen Schutzwall völlig von der Außenwelt abgeriegelt.
Als eine US-Spezialeinheit Informationen erhält, dass in Japan von Menschen nicht zu unterscheidende Androiden entwickelt wurden, beginnt sie mit der Infiltration. Doch nur die Elitekämpferin Vexille schafft es tatsächlich bis nach Tokyo. Dort muss sie entsetzt feststellen, dass Japan völlig zerstört ist und nur noch wenige Menschen am Leben sind, die von Daiwa für Experimente zur Verwandlung von Menschen in Droiden missbraucht werden. Gemeinsam mit einer Gruppe Widerstandskämpfer will sie dem Konzern das Handwerk legen.
Die Grundidee ist durchaus sehr interessant und hat nicht zuletzt vor dem historischen Hintergrund der jahrhundertelangen Isolation Japans unter den Tokugawa erhebliches Potenzial, um einen intelligenten Film daraus zu machen. Leider scheint das für die Macher von Vexille keinerlei Priorität gehabt zu haben.
Herausgekommen ist statt dessen eine riesengroße Enttäuschung: Die Story ist so voller Löcher und Widersprüchlichkeiten, dass es phasenweise schwer ist, überhaupt eine Story zu erkennen. Mit solchen Belanglosigkeiten wie Motivation der Charaktere hat man sich wohl erst gar nicht beschäftigt, sondern es lieber gleich ordentlich krachen lassen. Doch leider ist noch nicht mal die Action wirklich gelungen. Sie ist zwar schön anzusehen, aber bar jeder Innovation. Verfolgungsjagden, Schießereien, das Übliche, das man in jedem Bond oder Lethal Weapon-Film vor 15 Jahren schon besser gesehen hat.
Auf mich wirkt der Film wie eine unfertige, lose zusammengestellte Ansammlung von Animations-Fragmenten, in denen die CGI-Experten mal ausprobieren durften, was denn so geht. Herausgekommen ist dabei einiges an grandiosem Eye-Candy, aber definitiv kein brauchbarer Film.
6 Kommentare for "Vexille"
Hab dem nix mehr hinzuzufügen. 😉
Ich wurde vor einigen Monaten dazu genötigt, mir das Teil mal mit Freunden anzuschauen weil sie meinten, der Film würde mir bestimmt gefallen. Hab zwar im Vorfeld schon nicht besonders viel davon erwartet, aber so ein vermurkstes Storykonstrukt hatte ich schon lange nicht mehr zu bestaunen.
Frohes Neues Jahr 🙂
Habe „Vexille“ auch hier liegen; werd’s demnächst mal angehen, da mich primär die düstere Gothic-Optik angefixt hat. Ambivalenz und Doppelbödigkeit vom Kaliber „Ghost in the Shell“ erwarte ich mir aber längst nicht mehr.
Übrigens: Momentan sprießen ja die Best-of-2010 Listen aus allen Löchern. Wird man von dir auch ein Fazit lesen können?
Grüße, Alex
Danke Alex, auch dir ein frohes Neues Jahr! Und natürlich allen anderen, die das hier lesen 🙂
Best-of-Listen gibt es bei mir grundsätzlich nicht, jedenfalls nicht auf die aktuellen Jahre bezogen, und zwar aus zwei Hauptgründen:
1. Mein Hauptinteresse gilt nach wie vor eher den „alten“ Filmen, was aktuell so in den japanischen Kinos läuft kriege ich oft gar nicht mit.
2. Es ist sehr schwer, aktuelle japanische Filme zeitnah zu sehen, wenn man nicht in Japan lebt. Meistens dauert es seine zeit, bis die Filme über Festivals oder eine DVD-Veröffentlichung den Weg zu uns in den Westen finden.
Daher fühle ich mich erst mit größerem zeitlichen Abstand in der Lage, zu sagen, welche meine Favoriten eines Jahres waren. Für 2010 hätte ich allein schon deshalb Schwierigkeiten, eine Top10-Liste zu erstellen, weil ich viele der Filme des vergangenen Jahres, die als „top“ gehandelt werden, noch gar nicht gesehen habe.
Ich werde aber in den nächsten Wochen meinen traditionellen Jahresrückblick mit Schwerpunkt auf die Entwicklung der Filmindustrie in Japan schreiben.
Vexille hat mir auch nicht gefallen…
Filmtechnisch war ich ihn Sachen Japan in diesem Jahr auch schon aktiv.
Am Samstag hab ich mir Kamikaze Girls angesehen. Nach dem herausragenden Memories of Matsuko hab ich mir diesen Girliefilm doch noch antun müssen. Und er hat mir gut gefallen. Der Regiesseur ist ein Genie (Sein aktuelles Werk „Confession“ ist für den Oscar nominiert).
Auf „Confessions“ bin ich auch schon sehr gespannt, bisher kenne ich von Nakashima nur die märchenhaften Komödien wie Paco and the Magical Book oder eben „Memories of Matsuko“. Ein grausamer Psycho-Rache-Thriller will da so gar nicht passen!
Ach du Schande …
jetzt habe ich in meinem obigen Kommentar doch glatt „Vexille“ mit „Ergo Proxy“ (Serie) verwechselt. 🙂 „Vexille“ kenne ich bereits – der ist selbstverständlich überhaupt nicht gut, eigentlich nur steriler Krach. „Appleseed“ kann diesbezüglich deutlich mehr, auch wenn der auch nicht die Ultra-Erfüllung ist. Den Nachfolger habe ich allerdings noch nicht gesehen … und über „Ergo Proxy“ schweige ich mich mal lieber ganz aus – sowas Enttäuschendes, Nichtssagendes!
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