7 Mai
Original: Karigurashi no Arrietty (2010) von Hiromasa Yonebayashi
Der junge Sho verbringt den Sommer im alten Haus seiner Tante. Schon bald bemerkt er, dass das Haus ein Geheimnis birgt: Versteckt in den dunklen Ecken und Fundamenten lebt die winzige Borgerin Arrietty zusammen mit ihren Eltern und „borgt“ sich die Dinge des täglichen Bedarfs von den Menschen. Oberstes Gebot ist eigentlich, dass die Menschen von der Anwesenheit der Borger nichts bemerken dürfen. Doch Arrietty übertritt das Tabu und schließt Freundschaft mit Sho, dessen Ankunft und besonders die Neugier der Haushälterin Haru jedoch eine zunehmende Bedrohung für Arriettys heile Welt darstellen.
Seit Mitte der 90er Jahre war Hiromasa Yonebayashi beim Studio Ghibli tätig und in dieser Zeit als Animationskünstler an allen großen Filmen Hayao Miyazakis beteiligt. Diese Schule und die Prägung durch Miyazaki ist seinem Regiedebut Arrietty auf Schritt und Tritt anzusehen: Der Film zeichnet eine wunderschöne Welt der kleinen Dinge mit einer Vielzahl an liebevollen Details, ganz im Stil von Werken wie Kikis kleiner Lieferservice oder Mein Nachbar Totoro.
Ähnlich wie in diesen Filmen werden auch in Arrietty Geschichte und Charaktere nicht durch konstruierte Abenteuer und gut-gegen-böse Konstellationen vorangetrieben. Vielmehr dreht sich der Film um die kleinen Abenteuer, so dass schon eine in einem Moskitonetz feststeckende Krähe zu einem actiongeladenen Höhepunkt wird.
Die aus vielen Filmen Miyazakis bekannte Thematik der gestörten Harmonie im Miteinander von Mensch und Natur wird in Arrietty nicht so offensiv angegangen, findet sich aber wieder in der Kontrastierung des einfachen, an der Natur orientierten Lebens der Borger mit dem der großen Menschen. Dass die Möglichkeit eines echten Zusammenlebens von Borgern und Menschen für keine einzige Sekunde erwägt wird, wirft Fragen auf und gibt dem Film bei aller Freude und Schönheit einen melancholisch-pessimistischen Hauch.
Mit Arrietty ist Yonebayashi ein wunderbares Debut gelungen, ein Film für die ganze Familie, der Spaß macht, schön anzusehen ist aber auch unseren Umgang mit anderen Lebensformen und -weisen hinterfragt. Am 2. Juni kommt die kleine Borgerin auch in die deutschen Kinos, eine Gelegenheit die sich niemand entgehen lassen sollte!
15 Kommentare for "Arrietty – Die wundersame Welt der Borger"
Ich kenne nicht alle Ghiblis, aber ist das der erste Ghibli-Film, bei dem man keine eigene Story geschrieben, sondern eine fremde Geschichte (Mary Nortons Buch „The Borrowers“ bzw. der Film mit John Goodman) umgesetzt hat?
@Klaus
Ich werde versuchen Arrietty in Köln anzuschauen!
@gojira
Nein! Auch bspw. bei „Das wandelnde Schloss“ wurde eine fremde Geschichte als Vorlage verwendet!
@gojira
Auch Ponyo orientiert sich an einer bekannten Geschichte. An Hans Christian Anders „Die kleine Meerjungfrau“.
@Meila
Ja aber nur sehr vage 😉
@gojira
Und natürlich nicht zu vergessen Tales from Earthsea (Die Chroniken von Erdsee) von Ursula K Le Guin.
Es gibt eine ganze Reihe von Ghibli-Filmen, die auf Büchern oder anderen Inspirationsquellen basieren. Das wandelnde Schloss wurde schon genannt, außerdem ist natürlich Die Chroniken von Erdsee eine Literaturverfilmung. Was weniger bekannt ist : Auch Die letzten Glühwürmchen basiert auf einem 1967 erschienenen gleichnamigen Roman.
Danke für die Infos. Scheint so, als ob es bei den „neueren“ Ghiblis überwiegend so ist. Ob mir deshalb die älteren etwas besser gefallen? Totoro rules !!! 😉
@gojira
wie Klaus schon geschrieben hat, sind die Ghibli-Animes durch Literatur inspiert: vor Allem von Ursula Le Guin’s Zyklus: Die Chroniken von Erdsee. Der gleichnamige Anime basiert eigentlich eher auf eine Kurzgeschichte aus dem Erdsee-Zyklus, als auf einem der Romane.
Ich habe den Erdsee-Zyklus von Le Guin erst verschlungen, nachdem in den Anime gesehen habe und bin enttäuscht, wie wenig die Miyazakis (Vater und Sohn) in den Anime gebracht haben: die hätten daraus lieber eine Anime-Serie machen sollen!
@stecornized
Ich finde man sollte jeden Film als eigenstäniges Werk betrachten und bewerten, egal ob jetzt ein Tolkien-Roman, die Bibel oder gar das Telefonbuch als Vorlage gedient hat. Filme und Romane sind nun mal von grund auf unterschiedliche Erzählweisen und müssen daher oft auch einen unterschiedlichen Fokus setzen um zu funktionieren. Wichtiger ist die Frage: Wie hat dir der Film gefallen, bevor du das Buch kanntest?
@Groschi
Ja Du hast: danach sollte man Filme beurteilen, auch wenn das nicht immer leicht fällt 😉
Ich war einer der wenigen, die den Anime seit dem ersten Anschauen gut finden:
(http://stecornized.20six.de/stecornized/cat/164785/0/-Cineast-Ghibli-Chroniken-von-Erdsee)
Ich kann aber, nach dem Lesen des Erdsee-Zyklus viel mehr verstehen 😉
[…] traditionelle After-Festival-Hitliste auf die Beine zu stellen. Vielmehr sehe ich ein Quartett aus Arrietty, Sweet Little Lies, Cold Fish und Permanent Nobara gleichauf als filmische Höhepunkt der […]
War heute in Karlsruhe mit meiner kleinen Tochter in dem Film. Ca. 15 Besucher, meine Tochter war das einzige Kind (4Jahre). Alles in allem ein wunderschöner Film in dem erfrischend wenig passiert.
[…] gestarteten neuen Pokemon-Film. Für einen Ghibli-Film eine mittlere Katastrophe! Zum Vergleich: Arrietty – Die wundersame Welt der Borger hatte nach vier Wochen bereits 74 Mio Dollar eingespielt und war mit einem Gesamtergebnis von 110 […]
[…] Arrietty – Die wundersame Welt der Borger wird am 11. November sowohl als DVD (für 17,99 Euro) wie als BD (für 22,99 Euro) erscheinen – Yeah!! Hätte ich nicht gedacht, dass das so schnell geht. […]
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