7 Jun
Original: Rurōni Kenshin: Meiji kenkaku roman tan (2012) von Keishi Ohtomo
In den Kämpfen zwischen Gegnern und Anhängern des Kaisers im Jahre 1868 gelangt ein junger Assassine wegen seiner fast übermenschlichen Schnelligkeit und einer Spezialtechnik im gleichzeitigen Kampf gegen mehrere Gegner unter dem Namen Battosai zu Berühmtheit. Doch er findet sich auf der Seite der Verlierer und schwört angesichts des Blutvergießens, sein Schwert nie wieder einzusetzen um andere zu töten.
Zehn Jahre später zieht er als Ronin unter dem Namen Kenshin Himura (Takeru Sato) durch die Lande und begegnet der jungen Kaoru (Emi Takei), die den Ruf der Kampfschule ihres Vaters bewahren will. Denn unter deren Namen begeht ein Mann, der sich Battosai nennt, eine Serie blutiger Morde. Als auch noch die Medizinerin Megumi (Yu Aoi) sich vor dem Opiumhändler und seiner Gang, für die sie Drogen entwickeln soll, in Kaorus Schule flüchtet, wird es für Kenshin immer schwerer, seinen Schwur einzuhalten.
Als Abschluss des JFFH2013 lieferte Samurai X nochmal solide Unterhaltung. Handwerklich ist der Film sehr gut gemacht, die Kämpfe sind rasant geschnitten, gut choreografiert und absolut auf der Höhe der Zeit. Was jedoch auffällt im Unterschied zu Hollywood-Blockbustern ist das Fehlen des seit dem Erfolg der Bourne-Trilogie zu beachtenden Realismus-Trends, und das obwohl der Film sich klar in der historischen Realität verortet. Ganz im Gegenteil sind Charaktere und teilweise auch Handlung stark überzeichnet, was den Ursprung in einer Manga-Serie eindeutig erkennen lässt.
Mit den manga-esken Charakteren geht leider auch einher, dass diese doch sehr schablonenhaft sind und ihnen teils jegliche nachvollziehbare Motivation fehlt. Überrascht hat mich in dieser Hinsicht lediglich die von Yu Aoi gespielte Megumi, die zwar auch einige Inkonsistenzen aufweist, die aber zumindest undurchsichtig und unberechenbar ist. Fast etwas nervig fand ich – vor allem im ziemlich konstruierten Finale – den ständigen Verweis auf Kenshins friedliebende, Gewalt ablehnende Lebenseinstellung.
In Japan war diese Adaption des Mangas von Nobuhiro Watsuki letztes Jahr einer der erfolgreichsten heimischen Filme. Auch auf dem JFFH herrschte großer Andrang und als Popcorn-Unterhaltung ist der Film ganz gut anzusehen und macht durchaus Spaß, vor allem weil er sich selbst nicht so bierernst nimmt. Unter dem Strich kann er mich aber nicht wirklich überzeugen: Er ist zu vorhersehbar als dass wirklich Spannung aufkommen könnte, die Charaktere sind wenig interessant und sooo bombastisch sind die Kämpfe dann doch nicht, dass sie den Film allein tragen könnten.
1 Kommentar for "Rurouni Kenshin – Samurai X"
Ich hatte mir jetzt aufgrund deiner Rezension den Film mal angesehen. Ich kam am Ende zu einer gleichen Meinung. Die Kämpfe fand ich toll choreographiert und ordentlich rasant – gleichzeitig aber auch kompetent genug gefilmt. Ich wusste immer, wo wer steht und wie er kämpft. Bei manch anderen Filmen wird so hektisch geschnitten, dass man mittendrin vergisst, wer überhaupt gegen wen kämpft…
Es waren teilweise auch schöne Bilder dabei und natürlich muss bei jedem Kampf irgendwas durch die Luft fliegen (Blätter, Kirschblütten, Geld, Buchseiten). Aber die Bilder kommen so wahrscheinlich direkt auch aus der Manga-Vorlage, so visuell faszinierend und reich wie sie komponiert waren.
Der „fehlende Realismus-Trend“ fiel mir auch auf. Allerdings sah ich nicht den Bezug zu Bourne oder der üblichen Shaky-Cam. Ich bemerkte es eher in der Beleuchtung und in der Kamera-Perspektive. Jede Szene war gleichmäßig gut ausgeleuchtet. Wie in einem TV-Studio. Absolut null Dramatik und Spannung dahinter. Die Kamera-Einstellungen waren auch, abseits der Kämpfe, sehr ähnlich. Stehts ein weiter Schuss, mit Set und 2-3 Akteuren. Keine Kreativität bei den Einstellungen, alles einfach nur praktisch geschossen – damit die Zeit bis zum nächsten Kampf irgendwie gefüllt wird. Da haben sie sich leider nicht so viele Gedanken gemacht.
Die Leute waren für die dargestellte Zeit auch irgendwie alle zu hübsch und zu sauber. Ich dachte bei der ersten Einstellung vom Titelhelden, dass es eine Frau ist, so weich wie die Gesichtszüge unter den langen Haaren waren. Es passt dann zwar irgendwie zur „friedliebenden“ Natur von ihm, aber trotzdem zog es mich kurz raus. Der Schauspieler war aber toll, seine Körpersprache auch abseits der Kampfszenen waren hervoragend. Ihm nehme ich den Samurai ab.
Insgesamt war mir der Streifen auch zu lang. Ab und an habe ich aufs Handy geschaut oder ähnliches. Aber sonst angenehme, kurzweilige Unterhaltung. Nix was einem lang im Gedächtnis bleibt. Und zu den überzeichneten Charakteren haste ja schon genug gesagt.
Hier kommt deine Meinung rein: