6 Jun
Original: Gojira tai Megaro (1973) von Jun Fukuda
Vielleicht kennst du das auch: Das Fehlen von Gegensätzen, das es erschwert, den Wert der Dinge zu erkennen und zu schätzen. Wenn man beginnt, etwas als selbstverständlich zu betrachten. Das ist besonders gefährlich, weil man dann mangels eines Vergleichs mit der gegensätzlichen Erfahrung, der Enttäuschung, das Gute in Frage stellt. Wie etwa bei guten Filmen. Ich habe in den letzten Wochen und Monaten so viele gute japanische Filme gesehen (nicht zuletzt durch das japanische Filmfestival), dass ich mich gefragt habe: Sind die denn wirklich so gut? Ich konnte mir schon gar nicht mehr vorstellen, dass es schlechte japanische Filme geben könnte. Da kam Megalon vs. Godzilla gerade recht.
Auf die Spezialeffekte will ich gar nicht weiter eingehen, die Gummikostüme in diesen Katastrophen- und Monsterfilmen dürfte jeder kennen. Die Handlung ist so abstrus und voll grotesker Unlogik, dass es schon wieder komisch ist, wenn man seine intellektuelle Schmerzgrenze entsprechend hochsetzt: Megalon, ein Riesenkäfer-Monster, soll für eine unter dem Meeresboden lebende Zivilisation die Menschheit vernichten. Angeleitet wird Megalon dabei von dem gekaperten Roboter Jet Jaguar, der aber von seinem Erfinder reprogrammiert werden kann, danach Godzilla zu Hilfe ruft und sich mal eben auf Monstergröße aufpumpt, um selbst in den Kampf der Giganten (Gigan aus der Galaxie M1 stößt auch noch zum lustigen Monsterkloppen) einzugreifen. Alter Schwede!
Nachdem zwischendurch einige Pappmaché-Bauten zerstört, Plastikpanzer geschmolzen und Bäume ausgerissen wurden, kommt es zum Showdown. In bester Catcher-Manier prügeln die Monster aufeinander ein, Jet Jaguar hält Gigan im Schwitzkasten, Godzilla verteilt munter Kopfnüsse und springt mit beiden Beinen voran Megalon in die Familienjuwelen bis der genug hat und jaulend in seiner Erdspalte verschwindet. Godzilla verabschiedet sich winkend und kehrt zurück zu seiner Finca auf Monster Island. Ach ja, und Jet Jaguar schrumpft wieder auf Normalmaß, damit sein Erfinder ihm in der Schlussszene einen lachenden Jungen auf die Schultern setzen kann.
Der Lassie-Gedächtnisaward geht an die Szene, in der Jet Jaguar Godzilla auf dessen Insel trifft, ein paar Pieplaute von sich gibt und wild mit den Armen herumfuchtelt, woraufhin Godzilla verständnisvoll nickt und sich aufmacht, die Menschheit zu retten. Köstlich! Der Film könnte wirklich witzig sein, wenn er nicht so bierernst daher käme und die Schauspieler Grimassenschneider mal ihre Gesichtsmuskulatur entspannen würden. So ist er einfach nur schlecht.
Der einzig interessante Aspekt ist die naiv-positive Einstellung, Technologie (in Form des Roboters) ließe sich problemlos kontrollieren und würde immer der Menschheit dienen. Faszinierend, welcher Einstellungswandel sich in dieser Hinsicht vollzogen hat.
… du an der Bushaltestelle dieses Plakat einer der einzigen bekannten Hamburger Brauerei siehst und dir als erstes durch den Kopf schießt:
„Super Film! Wird Zeit, dass ich den mal wieder anschaue!“
Und du bloggst zuviel über japanische Filme, wenn dir als nächstes einfällt, dass du immer noch keine Rezension zu diesem Wahnsinnsfilm geschrieben hast! 😉