9 Nov
Akira Kurosawa drehte in über 50 Jahren Filme zu unterschiedlichsten Themen, unter verschiedensten technischen, politischen und persönlichen Umständen. Es gab jedoch eine sich schon früh andeutende Konstante: Er arbeitete immer wieder mit einer handvoll Künstler zusammen, denen er rundum vertraute, der sogenannten Kurosawa-gumi.
Zu den engsten Mitstreitern hinter der Kamera gehörten von Beginn an Asakazu Nakai, der zum ersten Mal 1946 für Kein Bedauern für meine Jugend für Kurosawa hinter der Kamera stand und bis zu seinem Tod nach den Dreharbeiten zu Ran an zwölf Filmen mitwirkte, ab Kagemusha zusammen mit Takao Saito. 1948 war Fumio Hayasaka zum ersten Mal für die Filmmusik verantwortlich und steuerte in der Folge achtmal grandiose Scores unter anderem zu Rashomon, Ikiru und Die Sieben Samurai bei. Nach seinem Tod übernahm 1955 Masaru Sato den Stab und schrieb die Musik zu den nächsten neun Filmen.
Ein ständiger Begleiter und Ratgeber für Kurosawa war auch der Drehbuchautor Hideo Oguni, mit dem er sich erstmals 1952 für Ikiru in einen Ryokan zum Schreiben zurückzog. Dieses Ritual sollte bis Ran fester Bestandteil der Entstehung aller Kurosawa-Filme sein, bis auf Yojimbo, „Dersu Uzala“ und Kagemusha.
Weniger prominent aber nichtsdestotrotz wichtig und von langer Dauer war das Mitwirken von Teruyo Nogami, die bei Rashomon als Script-Girl begann und fortan den Meister unter anderem beim Schnitt unterstützte. Weitere langjährige Mitarbeiter waren Fumio Yanoguchi (Sound editing) und Yoshiro Muraki (Set Design).
Vor der Kamera waren es vor allem Minoru Chiaki, Takashi Shimura und Toshiro Mifune, die in den verschiedensten Rollen Kurosawas Filme prägten. Weniger prominente aber ebenfalls regelmäßige Auftritte hatten Kamatari Fujiwara, Susumu Fujita, Noriko Sengoku und Kyoko Kagawa; letztere spielte noch in Kurosawas letztem Film, Madadayo. Wichtige Rollen in den späteren Filmen hatte vor allem Tatsuya Nakadai, aber auch Akira Terao.
Aufgrund der Vielseitigkeit der Rollen und der sie ausfüllenden Schauspieler ergibt sich für den Kurosawa-Fan dadurch die merkwürdige Situation, immer wieder auf bekannte Gesichter zu stoßen, die aber trotz der Bekanntheit seltsam anders sind und immer wieder mit Neuem überraschen. Für mich einer der Bausteine für die anhaltende Faszination, welche die Filme Kurosawas auf mich ausüben.
2 Kommentare for "Kurosawa-gumi"
dazu mal ne frage, weil du davon wahrscheinlich mehr ahnung hast: bei ozu ist das mit den immer wiederkehrenden clan um ihn ja ähnlich.
ist das in japan verbreitet.
grundsätzlich gibt es das ja immer wieder, aber ich hab mich das beim lesen deines artikels einfach gefragt.
ansonsten ist das für mich wieder mal ein anlass meine – bei ebay erworbene – grossartige kurosawa box zu zücken… dafür schon mal danke…
Zuerst fürs Protokoll: Der große Experte bin ich jetzt auch nicht, hab weder Filmwissenschaften studiert noch irgendwelche Erfahrungen in der Filmbranche gesammelt; bin einfach ein begeisterter Fan, der sich seit etwa einem Jahr etwas tiefer in die Materie kniet.
Zu deiner Frage:Die kontinuierliche Zusammenarbeit eines Regisseurs mit bestimmten anderen Künstlern per se findet sich ja häufig. Was wäre ein Spielberg-Film ohne die Musik von John Williams? Oder ein Scorsese ohne die Kamera von Michael Ballhaus?
Bezogen auf japanische Filmschaffende gibt es das natürlich ebenfalls, sprichwörtlich ist hier z.B. die lange Zusammenarbeit von Kenji Mizoguchi mit dem Drehbuchautoren Yoshikata Yoda. Bei Ozu ist mir die Zusammenarbeit mit einem bestimmten Team vor allem bei den Schauspielern (Chishu Ryu, Setsuko Hara) bekannt. Die erklärt sich meiner Meinung nach vor allem durch das japanische Studiosystem der 40er und 50er Jahre. Insofern würde ich schon sagen, dass Kurosawas „Verbundenheit“ zu bestimmten Mitarbeitern außergewöhnlich war, besonders, weil sie sich über all seine Schaffensphasen ausdehnte und nicht an bestimmte Personen gebunden war (charakteristisch z.B., dass er sich nach dem Tod von Fumio Hayasaka einen neuen Stammkomponisten suchte). Womit das zu tun haben könnte? Keine Ahnung, vielleicht geben seine Memoiren Auskunft? Bin leider noch nicht dazu gekommen, die zu lesen.
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