19 Jul
Bereits seit längerem führe ich meinen persönlichen Terminkalender online, und zwar als Google Kalender. Eine der praktischsten Funktionen dabei ist es, dass man mehrere Kalender zu verschiedenen Themen parallel führen, übereinander legen und sie veröffentlichen kann. Klar, dass einer meiner Kalender ganz der japanischen Filmwelt gewidmet ist und dass ich ihn jetzt auch euch zur Verfügung stelle.
Ich habe mich bisher vor allem bemüht, Geburts- und Sterbedaten wichtiger Persönlichkeiten der japanischen Kinoszene einzupflegen, als nächstes sollen dann noch Festivaldaten, Kinostarts und ähnliches dazukommen. Wer bereits selbst einen Kalender bei Google hat, kann den Japankino-Kalender ganz einfach mit einem Klick auf diesen Button in seinen eigenen Kalender aufnehmen:
Alle anderen können den Kalender im ICal-Format herunterladen.
18 Jul
Bereits seit ein paar Tagen (und noch bis 8. August) läuft im Kino Filmkunst66 das Asia Filmfest, bei dem japanische Filme einen stattlichen Teil ausmachen. Gezeigt werden aktuelle Filme wie Unholy Women, Takeshis, Nightmare Detective oder Vital, aber auch Klassiker aus der Lone Wolf and Cub und Zatoichi-Reihe. Auch andere interessante Filmländer wie Südkorea, China und Indien sind mit zahlreichen Beiträgen vertreten. Eine komplette Übersicht des Spielplans gibt es dankenswerterweise beim Affenheimtheater als pdf-Download.
Einige Wochen später gehen die Asia-Filmwochen in Berlin voraussichtlich mit dem Asia-Pacific Film Festival weiter, auch wenn auf der dortigen Homepage noch keinerlei Infos zu erhalten sind. Habe mal an die Veranstalter geschrieben, vielleicht gibt es bald mehr zu berichten. Es ist wirklich immer das Gleiche, die Webseiten werden von den kleinen Festivals völlig vernachlässigt, obwohl sie eigentlich den einfachsten Weg darstellen, Informationen zu verbreiten.
Bei meinen Vorträgen oder einfach so werde ich immer wieder gefragt, woher man denn diese ganzen tollen Filme beziehen kann. Wer nur mal ein bisschen in die japanische Filmgeschichte hineinschnuppern möchte, sollte sich zuerst bei der nächsten großen öffentlichen Bücherei erkundigen, gerade in Großstädten sind die oft erstaunlich gut ausgestattet. Der nächste Schritt wäre dann wahrscheinlich Amazon, wo es zumindest viele Kurosawa-Filme und Anime gibt. Dort zu suchen kann aber etwas mühsam sein, eine Übersicht bietet mein eigener kleiner Amazon-Shop.
Für den ambitionierten Sammler oder bei der Suche nach bestimmten Filmen empfehle ich die folgenden Online-Shops:
Du kennst noch weitere Shops oder hast selbst (andere?) Erfahrungen mit den oben genannten gemacht? Dann rein damit in die Kommentare!
Die Nippon Connection liegt schon ein paar Monate zurück, jetzt hat Stefan auf Page of Madness mit etwas Verspätung seine lange angekündigten Fotos zum Festival nachgereicht. Außerdem verweist er gleich auch noch auf eine exzellente Diashow bei flickr mit Myriaden von Bildern. Auch wenn [in der Dia-Show, Stefan hat inzwischen einige Kommentare zu seinen Bildern eingefügt] leider nirgends ersichtlich ist, wer oder was auf den Fotos zu sehen ist, trotzdem: Ankucken!
10 Jul
Original: Ôdishon (1999), von Takashi Miike
Tja, Miike hat es mal wieder geschafft, zwei Genres, von denen man eigentlich glaubt, sie würden sich gegenseitig ausschließen, zu einem umwerfenden – und magenumstülpenden – Film zu vereinen, nämlich öde Romanze und krassen Horror.
Jahre nach dem Tod seiner Frau nimmt Shigeharu Aoyama (Ryo Ishibashi) den Vorschlag eines befreundeten Filmproduzenten an, mittels eines Vorsprechens für eine Filmrolle eine Frau für ihn zu suchen. Schnell ist Aoyama von einer Kandidatin fasziniert, die ihrer Bewerbung einen sehr persönlichen Brief beilegte, in dem sie von ihren Erfahrungen mit Verlust berichtet. Nach dem Vorsprechen nimmt er Kontakt mit Asami (Eihi Shiina) auf, die beiden treffen sich wiederholt, finden Gefallen aneinander und verlieben sich.
Doch als die beiden eine gemeinsame Reise machen, das erste Mal miteinander schlafen und Asami anschließend einfach verschwindet, fallen plötzlich immer mehr Schatten auf die junge Frau. Aoyama nimmt ihre Spur auf, entdeckt dabei rätselhafte Morde und verschwundene oder verstümmelte Personen in Asamis Vergangenheit und wird schließlich selbst zum Opfer.
Ist die Geschichte des trauernden, mit seinem Sohn zusammenlebenden Witwers auf Freiersfüßen anfangs noch ganz nett zu verfolgen, schleppt sich Audition im zweiten Akt, als Asami und Aoyama sich näher kommen, nur noch zäh dahin. Ich habe nur weitergekuckt, weil ich wusste, dass zum Ende hin noch irgendetwas heftiges passieren musste, und so kam es dann auch… da braucht es wirklich starke Nerven und einen noch stärkeren Magen!
So künstlich und um des reinen Effekts willen die Folterszenen auch wirken, sie sind für den Film und für das Verständnis von Aoyama doch elementar. Entsteht durch sie doch eine Situation, in der Asami aus ihrer Rolle als passives, auf Telefonanrufe wartendes Objekt männlicher Begierde ausbrechen kann und zum aktiven Subjekt wird. Und das auf eine so radikale, perfide Art und Weise, dass trotz der Kritik an Aoyamas frauenverachtendem, fingiertem Vorsprechen, trotz Asamis offenbar furchtbarer Kindheit zu keinem Zeitpunkt auch nur der kleinste Funken von Verständnis für ihr Verhalten (wie bei der Sympathie für den in gleicher Münze zurückzahlenden Underdog) aufkommt.
Da dieser letzte Akt des Films von zahlreichen Traumsequenzen durchsetzt ist und man schnell den Überblick verliert, was nun Realität ist und was nicht, bleibt viel Raum für Spekulation und Interpretation. Als unverbesserlicher Optimist, der sich für den einsamen Witwer ebenso wie für das schüchterne Mädchen ein Happy-End wünscht, liegt meine Sympathie bei der „es war alles nur ein Traum“-Variante. Und die geht so…
Von dem Moment an, als die beiden in ihrem Hotel miteinander schliefen, geschieht alles weitere nur in Aoyamas Traum. All die makabren Rätsel um Asami bis hin zu seiner Verstümmelung durch sie sind alles Ausdrücke seines gestörten Verhältnisses zu Frauen, das wiederum mit dem Tod seiner Frau zusammenhängt. Immer wieder plagen ihn Gewissensbisse wegen der Instrumentalisierung des Vorsprechens aber auch aus einem grundlegenden Gefühl der Untreue seiner Frau gegenüber.
Alptraumhafte Sequenzen sexueller Fantasien, in denen seine Putzfrau und die Freundin seines Sohnes auftauchen, deuten ebenso auf dieses schlechte Gewissen hin wie der Umstand, dass Aoyama in allen Szenen schwarz trägt (und Asami weiß). Ein kurzer Moment ganz zu Beginn, als Aoyama zuhause am Schreibtisch die Kandidatinnen für das Vorsprechen durchgeht und dazu das Foto seiner Frau umdreht, macht dies besonders deutlich.
So ist Audition trotz der zwischenzeitlich etwas durchhängenden Story und den zum Ende hin eingesetzten Schockeffekten ein hochinteressantes, vielschichtiges Werk, das neben dem Verhältnis von Mann und Frau und dessen Manipulation durch Macht und Einfluss auch Themen wie Verlust und Tod, Kindesmisshandlung sowie Einsamkeit in unserer modernen Welt anreißt. Man muss Miikes Fähigkeit, unglaublich viel Überraschendes in einen zunächst scheinbar konventionellen Film hineinzupacken und dabei wild Genres durcheinander zu werfen, einfach bewundern!
8 Jul
Original: Kurenai no buta (1992), von Hayao Miyazaki
Porco Rosso ist – erschienen und gewissermaßen eingeklemmt zwischen Kikis kleiner Lieferservice und dem Riesenhit Prinzessin Mononoke – einer der weniger bekannten Miyazaki-Streifen. Die Geschichte um ein fliegendes Schwein klingt zunächst auch nicht so sehr verlockend und ist in mancher Hinsicht wirklich eher untypisch für Miyazaki, wird aber zu Unrecht unterschätzt.
Auf dem im Ersten Weltkrieg durch seine großartigen Flugkünste berühmt gewordenen Porco Rosso lastet ein Fluch, der ihn in ein Schwein verwandelte. Jetzt, Ende der 1920er Jahre, schlägt er sich mit Gelegenheitsaufträgen wie etwa der Bekämpfung von Luftpiraten über der Adria durch. Eines Tages fordert ihn der amerikanische Draufgänger Curtis zum Luftkampf, in dem Rossos altersschwache Maschine schwer beschädigt wird und anschließend repariert werden muss. Dies übernimmt die 17-Jährige Fio, die sich bald wie Rossos Jugendfreundin Gina in den Piloten verliebt und dessen Leben kräftig durcheinander wirbelt.
Auf den ersten Blick eine leichte Actionkomödie, offenbart Porco Rosso bei genauerem Hinsehen doch einen erstaunlichen Tiefgang und einen ausgeprägten Anti-Kriegs-Subtext, schon fast ein Standard von Miyazaki. Anders als in der fast plakativen Darstellung in Howl’s Moving Castle ist dieser hier aber sehr subtil mit Rossos Fluch verbunden. Wie wir Zuschauer nämlich gegen Ende des Films erfahren, überlebte Rosso im Ersten Weltkrieg als einziger seines Geschwaders einen Luftkampf, bei dem auch sein bester Freund getötet wurde.
Dieses Erlebnis machte ihn zu einem verschlossenen, zurückgezogen auf einer Insel lebenden, sich selbst hassenden Misanthropen – äußerlich durch die Verwandlung in ein Schwein symbolisiert. Die Liebe der schönen aber melancholischen, an denselben Kriegswunden wie Rosso leidenden Gina ignoriert er. Erst der jungen Fio mit ihrer unbändigen Energie, ihrer Begeisterung für Flugzeuge, ihrer unbekümmerten Freude am Leben und ihrer Zuneigung zu dem grantigen Piloten gelingt es, den Fluch zu lösen.
Untypisch für Miyazaki ist neben der Einbindung der Handlung in einen realistischen, historisch und geographisch genau verorteten Rahmen insbesondere die Verwendung eines erwachsenen, männlichen Helden, der sich mit den Lasten seiner eigenen Vergangenheit herumschlägt. Sehr typisch dagegen sind die unterschwellige Verurteilung von Krieg und das Motiv des Fliegens, das wohl in keinem anderen Film Miyazakis so im Zentrum steht.
Die Freude an den vielen Flugszenen ist denn auch kaum zu übersehen, mit den rasanten Luftkämpfen von Porco Rosso dürfte die handgemachte Animation ihren Höhepunkt erreicht haben. Die Kamerafahrten und umeinanderwirbelnden Flugzeuge sind extrem beeindruckend: In einer Szene wird Rosso von Curtis unter Beschuss genommen, woraufhin sein Motor explodiert und hunderte von Bruchstücken durch die Gegend fliegen, alles ohne CGI! Zugleich wird in anderen Szenen aber auch deutlich, wo die Grenzen handgemalter Animation liegen, etwa wenn Rosso durch einen Kanal fliegt und der vorbeihuschende Hintergrund plötzlich nur noch aus verwaschenen Flächen besteht.
Die bewunderswerte Animation, die sympathischen und liebevoll gestalteten Charaktere (es gibt auch ein Wiedersehen mit den aus Das Schloss im Himmel bekannten Luftpiraten, die Miyazaki fast exakt mit all ihren witzigen Macken aus dem früheren Film übernahm) und der durchaus zu Diskussionen Anlass gebende Hintergrund rund um den Fluch machen Porco Rosso zu einem wirklich sehenswerten Film.
Interessant zu sehen ist zudem, dass er wohl auch als Inspiration insbesondere für Miyazakis jüngere Werke diente: Sowohl zu Howl’s Moving Castle als auch zu Chihiros Reise ins Zauberland lassen sich zahlreiche inhaltliche und gestalterische Parallelen finden.
Original: Kumo no mukō, yakusoku no basho (2004), von Makoto Shinkai
Makoto Shinkai wurde durch den 25-minütigen Anime Voices from a distant star schlagartig berühmt, was vor allem daran lag, dass er den gesamten Film im Alleingang zuhause animiert hatte! Und auch wenn er bei The Place Promised mit einem großen Team an Animateuren, Designern, Technikern und Schauspielern arbeiten konnte, übernahm er doch wieder eine außergewöhnliche Vielzahl an Aufgaben: Vom Charakterdesign über die Hintergrundbilder, den Schnitt und das Drehbuch bis hin zur Musik, alles ist von Shinkai selbst konzipiert. Vielleicht ist es allein damit zu erklären, dass der Film so atmosphärisch dicht, stimmig und atemberaubend schön geworden ist.
Zwei Jungs, Takuya und Hiroki, bauen in den Schulferien an ihrem Traum, einem Flugzeug, das sie zu dem geheimnisvollen Turm bringen soll, der sich weithin sichtbar auf Hokkaido erhebt. Eines Tages zeigen sie ihrer bewunderten Mitschülerin Sayuri das Flugzeug und versprechen ihr, sie auf dem Flug zum Turm mitzunehmen. Einen Sommer lang sind die drei beste Freunde, doch dann kommt der Bruch.
Diesen Sommer erleben wir in Hirokis Erinnerung, die dann der Gegenwart Platz macht. In dieser ist Sayuri einem rätselhaften Dauerschlaf verfallen, Takuya forscht in einem Labor über Paralleluniversen, die irgendwie mit dem Turm zusammenhängen zu scheinen und Hiroki hängt diesem einzigartigen Sommer nach. Ein Krieg steht kurz vor dem Ausbruch, und das Flugzeug wartet immer noch auf seine Fertigstellung. So wie Sayuri darauf wartet, dass das ihr gegebene Versprechen eingelöst wird.
The Place Promised ist definitiv der großartigste Liebesfilm, den ich je gesehen habe, auch wenn das aus diesem kurzen Anriss der Geschichte nicht unbedingt so ohne weiteres ersichtlich ist. Die Gefühle der drei werden auch immer nur ganz dezent angedeutet und stehen die meiste Zeit im Schatten anderer, größerer Dinge. Zunächst ist es die grenzenlose Begeisterung der Jungs für ihr Flugzeug, das sie blind für Mädchen macht, dann überdeckt die sich entwickelnde Freundschaft mit Sayuri die tiefer liegenden Gefühle.
Auch wenn es im Film (jedenfalls in den Untertiteln und der englischen Sprachfassung) nirgends explizit gemacht wird, so muss der Bruch nach dem traumhaft schönen Sommer meiner Meinung nach auf eine Auseinandersetzung zwischen Hiroki und Takuya über Sayuri zurückzuführen sein, die sich beide in das Mädchen verlieben, das ihren Alltag und ihre Zweierfreundschaft komplett auf den Kopf stellt.
Besonders deutlich wird dies an den beiden obigen Screenshots, zwei exakt parallel konstruierten Szenen: Einmal die verschworenen Freunde Takuya und Hiroki, die über ihre Fortschritte beim Flugzeugbau sinnierend durch den Winterwald gehen. Und dann die spätere Szene im Sommer, in der nun, nur ein paar Monate später, Sayuri zwischen ihnen steht und ihre enge Freundschaft auf die Probe stellt.
Jahre später erst, vor dem Hintergrund des wegen des Turms ausbrechenden Krieges, findet Hiroki die Kraft, Takuya zu konfrontieren, zu seiner Liebe für Sayuri zu stehen und das ihr gegebene Versprechen einzulösen. Der alles entscheidende Moment auf diesem Weg, die Erkenntis dessen, was er zu tun hat, ist die Begegnung mit Sayuris Traum, die Überwindung der Grenze von Traum und Realität, die in The Place Promised als Paralleluniversen desselben Kontinuums betrachtet werden.
Vieles wird nur angedeutet, etwa der gesamte Komplex um die Forschung über Paralleluniversen und ihre Verbindung sowohl zum Turm als auch zu Sayuri, oder auch die politischen Ereignisse, die letztlich zum Krieg führen. Und dies ist auch nur konsequent, denn im Mittelpunkt stehen nunmal drei heranwachsende junge Menschen, die sich mit ihrem sich verändernden Selbst und ihren Gefühlen füreinander auseinander setzen müssen. Ausladende technische oder politische Details würden da nur stören. Dennoch trägt The Place Promised klare Züge der Science-Fiction, nicht zuletzt durch die Positionierung in einer alternativen, unserer eigenen aber sehr ähnlichen Welt.
Wie spielerisch es Makoto Shinkai mit diesem Film gelingt, die Genre-Grenzen von Science-Fiction und Romanze aufzulösen, beides miteinander zu verbinden und in eine intelligente Coming-of-Age-Geschichte einzubinden, ist hochgradig beeindruckend. Noch beeindruckender, ja, umwerfend, sind die von Licht durchfluteten Bilder des Films, der scheinbar aus einem endlosen Sonnenuntergang zu bestehen scheint. Neben grandiosen Naturpanoramen finden sich bezaubernde Details wie die Decke eines Zugabteils, in deren Chromleisten Reflexionen hin- und herhuschen oder durch ein leckes Dach hereinrieselnde Schneeflocken. Viele der Szenen sind Sinfonien pursten Lichts von fast übersinnlicher Schönheit.
Ständig am Horizont präsent ist dabei der Turm, das Sayuri versprochene Ziel ihres Fluges. Über dessen symbolische Bedeutung ließe sich lange spekulieren und diskutieren. Steht er für das Erwachsensein? Für Selbsterkenntnis? Gar für die Liebe an sich? Klar ist nur, dass er da ist, unübersehbar, dass eine besondere Faszination von ihm ausgeht, der sich auch der Zuschauer nicht entziehen kann und dass er den Schlüssel zum Glück darstellt. Aus diesen Gründen tendiere ich auch zu letzterer Sichtweise: Er ist ein Symbol der Liebe. Kann man aber auch anders sehen.
Ich kann es nicht wirklich in Worte fassen was diesen Film so außergewöhnlich macht, aber nachdem ich The Place Promised das erste Mal gesehen habe, wollte ich ihn sofort noch einmal schauen. Shinkai schafft auf virtuose Weise eine so reale Welt, dass die besonders im ersten Teil des Films allgegenwärtige Nostalgie und Sehnsucht Hirokis nach diesem Sommer, in dem alles möglich schien, geradezu greifbar wird und sich unweigerlich auf den Zuschauer überträgt. Man beginnt, sich nach einem Ort zu sehnen, an dem man nie war, nach Freunden, die man nie hatte und einer Liebe, die man nie fühlte. Man muss diesen Film gesehen haben, um das Nachempfinden zu können!
Nachdem ich mich auf meiner Suche nach den besten japanischen Filmen aller Zeiten zuerst der Bestenliste des Kinema Junpo-Filmmagazins angenommen habe, sind jetzt die Gewinner des von Mainichi Daily News seit 1946 vergebenen Mainichi Eiga Concours an der Reihe. Genau wie in der Tabelle der Sieger des Kinema Junpo habe ich auch hier wieder die internationalen Titel und das IMDb-Rating hinzugefügt (das aber wegen der geringen Stimmenzahl bei vielen Filmen mit Vorsicht zu genießen ist).
Im Vergleich zur Kinema Junpo-Liste fällt mir besonders auf, dass in den frühen Jahren des Mainichi-Filmpreises kaum Abweichungen vom großen Bruder vorkommen. Erst ab Ende der 1960er Jahre ergeben sich regelmäßige Abweichungen zwischen den Gewinnern der beiden Preise. Von 1987-96 haben dann wieder dieselben Filme beide Preise gewonnen.
Daraus folgt natürlich auch, dass sich in dieser Liste ebenso viele im Westen vergleichsweise unbekannte Filme tummeln. Wer kennt schon Titel wie Kaseki, Chinmoku oder W no higeki? Auch unter den Gewinnern des Mainichi Film Concours dürfte es also das eine oder andere verborgene Juwel zu entdecken geben.
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