1 Apr
Nachdem kürzlich bereits das Shinjuku Wald9 seine geplante Aufführung des Dokumentarfilms Yasukuni wegen Drohungen aus der nationalistischen Ecke abgesagt hat, haben nun vier weitere Kinos (drei in Tokyo, eines in Osaka) den Schwanz eingezogen. Als Grund wurden wie schon zuvor mögliche „Unannehmlichkeiten“ für benachbarte Geschäfte genannt. Derzeit planen noch Kinos in Nagoya, Sapporo, Hiroshima und Fukuoka, den Film zum Start am 12. April in ihr Programm aufzunehmen.
Man mag sich ja wundern, warum die Kinos angesichts des kontroversen Themas des Films ihn überhaupt ins Programm nehmen wollten. Ich könnte mir vorstellen, dass die Betreiber hofften, dadurch neue Besuchergruppen zu erschließen und Leute aus dem eher intellektuellen Spektrum anzuziehen. Jetzt, wo die Sache langsam heiß wird und das familienfreundliche Image in Gefahr gerät, macht man dann schnell einen Rückzieher. Es wird nun spannend zu sehen, wie erfolgreich Yasukuni in den Kinos sein wird, die sich trauen ihn zu zeigen. Wenn er gut abschneidet, was angesichts des Rummels gar nicht so unwahrscheinlich ist, könnte das vielleicht für die Zukunft den Betreibern etwas das Rückgrat stützen.
Inzwischen nimmt die Affäre auch eine zunehmend politische Färbung an. Der Verband der japanischen Regisseure zeigte sich der Japan Times zufolge über die Vorgänge besorgt und sieht die freie Meinungsäußerung in Japan in Gefahr. Zudem gibt es erste Stimmen von Politikern der Regierungspartei LDP, die darüber nachdenken, die Gelder, mit denen die Produktion des Films von einem Förderprogramm unterstützt wurde, zurückzufordern. Grund: Politisch nicht neutral und „Anti-Japanisch“.
Update: Inzwischen hat Nobutaka Machimura, Chefkabinettssekretär der japanischen Regierung, in einer Pressekonferenz Vorwürfe zurückgewiesen, dass die Äußerungen von Mitgliedern seiner Partei zu den Absagen geführt haben könnten: „“I don’t think their actions caused the cancellations.“ Er sieht aber dennoch in der Affäre eine Gefahr für die Meinungsfreiheit: „It’s extremely unfortunate that bullying and pressure can affect freedom of expression.“
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