Sind die fetten Jahre vorbei?
2
Sep
Oder kommen sie gerade wieder? Manchmal gibt es Jahre, in denen eine ganze Latte herausragender Filme entsteht, und dann wieder Dürreperioden. Wenn ich an die Filme aus Japan denke, die in den letzten Monaten auf diversen Festivals für Furore gesorgt haben, dann dürfte 2008 so ein fettes Jahr für japanische Filmemacher gewesen sein: Der Oscar-Gewinner Departures, Love Exposure, Still Walking, Ponyo, Achilles and the Tortoise, All around us, Tokyo Sonata, Sky Crawlers…
Das kann sich wirklich sehen lassen, aber in den richtig fetten Jahren der japanischen Filmgeschichte kam dann doch noch einiges mehr rum. Wenn ich nur an die Highlights der fünf – meiner bescheidenen Meinung nach – „besten“ Jahre denke:
1936:
- Osaka Elegie (Kenji Mizoguchi)
- Mr Thank You (Hiroshi Shimizu)
- The Only Son (Yasujiro Ozu)
- Die Schwestern von Gion (Kenji Mizoguchi)
- Kochiyama soshun (Sadao Yamanaka)
- Woman in the Mist (Heinosuke Gosho)
1953:
- Tokyo Story (Yasujiro Ozu)
- Ugetsu Monogatari (Kenji Mizoguchi)
- Tragedy of Japan (Keisuke Kinoshita)
- An Inlet of muddy Water (Tadashi Imai)
- Gate of Hell (Teinosuke Kinugasa)
- Gion Festival Music (Kenji Mizoguchi)
- Where Chimneys are seen (Heinosuke Gosho)
- Husband and Wife (Mikio Naruse)
1954:
- Die Sieben Samurai (Akira Kurosawa)
- Godzilla (Ishiro Honda)
- Sound of the Mountain (Mikio Naruse)
- 24 Augen (Keisuke Kinoshita)
- Sansho the Bailiff (Kenji Mizoguchi)
- Miyamoto Musashi (Hiroshi Inagaki)
- Late Chrysanthemums (Mikio Naruse)
- An Inn at Osaka (Heinosuke Gosho)
1960:
- The Bad sleep well (Akira Kurosawa)
- When a Woman ascends the stairs (Mikio Naruse)
- Late Autumn (Yasujiro Ozu)
- Die nackte Insel (Kaneto Shindo)
- Jigoku (Nobuo Nakagawa)
- Night and Fog in Japan (Nagisa Oshima)
- Daughters, Wives and a Mother (Mikio Naruse)
- Naked Youth (Nagisa Oshima)
1964:
- Gate of Flesh (Seijun Suzuki)
- Die Frau in den Dünen (Hiroshi Teshigahara)
- Onibaba (Kaneto Shindo)
- Yearning (Mikio Naruse)
- Manji (Yasuzo Masumura)
- Pale Flower (Masahiro Shinoda)
- Kwaidan (Masaki Kobayashi
- Assassination (Masahiro Shinoda)
- Intentions of Murder (Shohei Imamura)
Tja, und nach 1964 tut sich dann ziemlich schnell ein großes Loch auf zwischen der Goldenen Nachkriegszeit und heute. Aber wie ich neulich schon schrieb, sind wir eigentlich schon wieder mitten in einem neuen Goldenen Zeitalter des japanischen Films. Den Auftakt dazu machte wohl das Jahr 1997 mit Filmen wir Der Aal, Hana-bi, Cure, Prinzessin Mononoke, Rainy Dog oder Tokyo Lullaby. Hoffen wir, dass noch viele weitere fette Jahre vor uns liegen!
5 Kommentare for "Sind die fetten Jahre vorbei?"
Hallo.
Die von Dir aufgezählten Filme sind ja vermutlich „nur“ diejenigen, die durch Festivals „bekannt“ wurden. Wer weiß, was für Perlen sich noch verstecken, die vielleicht erst in ein paar Jahren im Abendland ankommen … (und möglicherweise selbst in Japan untergegangen sind.)
Grüße,
Ralph
Hi Ralph!
Klar, die genannten Filme sind die, die mir als erstes in den Sinn gekommen sind, also vor allem der bekannte Kanon. Und es kann sicher noch passieren, dass das eine oder andere unbekannte Meisterwerk irgendwann noch ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt wird. Bis vor 20 Jahren etwa waren die Filme von Mikio Naruse kaum jemandem außerhalb Japans bekannt, heute gilt er neben Ozu, Mizoguchi und Kurosawa als einer der größten und wichtigsten Regisseure.
Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die von mir genannten Jahrgänge auch in der Zukunft zu den ergiebigsten und qualitativ herausragendsten gehören werden.
Hallo Klaus!
Das wird vermutlich wirklich so sein, aber man kann ja nie wissen. 😉
Ich hatte allerdings bis vor kurzem das Gefühl, dass der asiatische Filme „an sich“ eine Flaute hat – was aber vermutlich damit zusammen hing, dass kaum interessantes Neues in Deutschland veröffentlicht wurde.
Gerade TOKYO SONATA, STILL WALKING und DEPARTURES (wobei ich ehrlich gesagt sein LAST SWORD mehr mag) hat mir aber gezeigt, dass ich einfach nur „keine Ahnung“ hatte, weil ich mich nur auf dem deutschen Markt umgeschaut hatte.
Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass sich meine ehemaligen Regiegötter Miike und Tsukamoto wieder „fangen“ und ein neues Meisterwerk hervorbringen (bei Miike siehts da momentan irgendwie düster aus …).
Ja, wenn man sich auf deutsche DVDs beschränkt dann hat man tatsächlich nur Zugriff auf einen sehr überschaubaren Ausschnitt der japanischen Filmlandschaft (wie das mit dem rest von Asien aussieht, kann ich nicht wirklich beurteilen, bin nunmal sehr Japan-fokussiert). Zum Glück gibt es aber viele wirklich gute DVD-Ausgaben mit englischen Untertiteln, die im Zeitalter des Internets auch problemlos erhältlich sind.
Was Miike angeht musst du dir glaub ich keine Sorgen machen. Bei 3, 4 Filmen im Jahr müssen einfach auch schwache Werke dabei sein. Es kommen aber sicher auch wieder bessere Zeiten 🙂
Mit deinem Jahrgang 1964 kann ich am meisten anfangen … liegt wohl daran, daß bei mir japanisches Kino primär mit den 60ern anfängt. Bin auch nie mit Akira Kurosawa warm geworden. Eine Ausnahme ist selbstverständlich der Ur-Godzilla von 1954 und Seijun Suzukis „Underworld Beauty“ von 1958, eine absolut geniale, stilsichere Hommage an das amerikanische Film Noir Gangster Kino.
* Gate of Flesh (Seijun Suzuki)
Toll!
* Die Frau in den Dünen (Hiroshi Teshigahara)
Auch gesehen, eigentlich eine durchweg faszinierende Allegorie, fand ich aber zum Ende hin etwas arg ausufernd und metaphorisch.
* Onibaba (Kaneto Shindo)
Ganz groß! Das Ende hat mir eine Gänsehaut verpasst
* Yearning (Mikio Naruse)
Kenne ich nicht.
* Manji (Yasuzo Masumura)
Will ich vielleicht mal kennenlernen
* Pale Flower (Masahiro Shinoda)
Ist nach der Lektüre von Chris D,’s „Outlaw Masters of Japanese Films“ direkt auf meine Wishlist gewandert. Irgendwann dieses Jahr werde ich den wohl mal nachholen.
* Kwaidan (Masaki Kobayashi
Kenne ich nicht.
* Assassination (Masahiro Shinoda)
Kenne ich nicht.
* Intentions of Murder (Shohei Imamura)
Kenne ich nicht.
Hier kommt deine Meinung rein: