24 Mai
Einen der schönsten Momente für mich persönlich beim letzten Japanischen Filmfest hier in Hamburg erlebte ich am Sonntagvormittag. Nach der Vorführung von Appassionata sprach ich eine ältere Dame an, die sich in der Diskussion mit Regisseur Nakajima eifrig zu Wort gemeldet hatte. Nachdem wir eine Weile über den Film gequatscht hatten, stellte sich heraus, dass sie zu den gelegentlichen Lesern meiner hiesigen Ergüsse zahlt und durch meinen Blog auf zahlreiche Filme aufmerksam wurde. Auf solche Begegnungen hoffe ich auch für dieses Jahr! Da ich von ein paar meiner „Regulars“ weiß, dass der Kinobesuch eingeplant ist, möchte ich solchen Begegnungen ein bisschen auf die Sprünge helfen 😉
Hier sind die Vorführungen, die ich mir anschauen möchte:
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Auch wenn mich Tajomaru als Film nicht besonders interessiert, den Eröffnungsabend kann ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Könnte höchstens sein, dass die seit gestern auf dem Vormarsch befindliche Erkältung mir einen Strich durch die Rechnung macht. Am Donnerstag und Freitag stellt sich das Programm fast von selbst auf, da ich dieses Jahr keinen Urlaub nehmen konnte, so dass nur Abendvorstellungen drin sind – sehr schade, da ich nun Yojimbo auf der großen Leinwand verpasse 🙁
Dafür freue ich mich umso mehr auf Mamoru Hosodas Summer Wars und natürlich auf Rashomon. Diese beiden waren klar, da brauchte ich nicht lange zu überlegen. Am Samstag dagegen fiel die Auswahl deutlich schwerer, letztlich hab ich mich dann mit All to the sea und dem Yamaguchi-Fokus für Filme entschieden, bei denen auch die Macher vor Ort sind. Am Sonntag dann der Klassiker mit dem Filmfrühstück, Sieben Samurai muss natürlich auch sein und High Kick Girl klingt nach einem guten, adrenalinhaltigen Ausklang für das Festival.
Also dann viel Spaß und hoffentlich sieht man sich!
11 Kommentare for "Man sieht sich beim JFFH!"
Hallo Klaus,
da finden sich in unseren JFFH-Besuchsplanungen ja tatsächlich einige Überschneidungen. Da meine jüngere Schwester mich extra wegen des JFFH besucht, musste ich bei der Filmauswahl (insgesamt 10 Werke) ein paar Kompromisse eingehen (sie mag vor allem Anime und Naginata), weshalb z.B. Tajomaru, Goemon, Summer Wars und Chocolate Underground gebucht sind (zumindest SW hätte ich mir aber ohnehin angesehen). Ich konnte sie jedoch auch zu Rashomon (Fr), Sad Vacation (Sa) und Sieben Samurai (So) überreden. Einen eingefleischten Animefanatiker zu japanischen Klassikern und Arthousekino zu bekehren ist eine durchaus harte Nuss.
Gute Besserung, wir sehen uns (hoffentlich) im Kino
Marald
PS
Kommen die Sieben Samurai nicht schon um 13 Uhr?
Du hast Recht, „Sieben Samurai“ läuft tatsächlich schon ab 13 Uhr. Ich bin mir sicher, dass ursprünglich 14 Uhr angekündigt war, weil wir auch „nur“ die gekürzte Version mit 160 Minuten zeigen wollten. Da der Anschlussfilm um 17 Uhr läuft, könnte das bedeuten, dass wir doch noch an eine Kopie mit der vollen Länge rangekommen sind. Ich mach mich mal schlau!
Vor deinen Überredungskünsten ziehe ich meinen Hut! Wir sehen uns!
Ich wünsche viel Spaß – bekomme leider nicht frei, obwohl ich sehr gerne gekommen wäre.
Traurig zuhaus,
Micha
Gut, dann sehen wir uns ja. Da ich diesmal nicht wie gewünscht häufig zum Festival kann, hatte schon die Befürchtung, wir könnten uns verpassen, Klaus.
Do
17:00 Yojimbo
Fr
15:30 High Kick Girl
18:00 Tajomaru
20:30 The Blood of Rebirth
23:00 Rashomon
So
10:00 Glasses (vielleicht)
13:00 Sieben Samurai (vielleicht)
@ Micha: Schade, hätte mich sehr gefreut!
@ Tobias: Mache mich gleich auf zu Rashomon, und morgen haben wir auch dieselben Filme auf dem Schirm, das sollte also klappen!
Wobei, ich hab von den bisher geplanten 5 Filmen schon 3 verpasst… am Wochenende muss das besser werden!
Nachtrag zu meinem Kommentar vom Dienstag: Ja, es wird die Langfassung von „Sieben Samurai“
🙂
Hallo Klaus,
von meiner Seite ein kleines persönliches Resümee des JFFH 2010.
In Reihenfolge der Sichtung:
SUMMER WARS (8-9/10)
Ein wirklich gelungener Anime von Mamoru Hosoda. Vor allem der Humor, der sich aus der Konfrontation der skurrilen Familienmitglieder untereinander und mit dem Hausgast (dem Schwiegersohn in spe) entwickelt, machte diese Action-Familien-Komödie zu einem absoluten Höhepunkt meines Besuchsprogramms. Vielleicht nicht so vielschichtig wie „Das Mädchen das durch die Zeit sprang“ (Hosodas letztem durch seine interessanten Charaktere überzeugenden Film), aber ein schwungvoller farbenfroher
Spaß, der im Übrigen mit einer hochwertigen Animation glänzt.
HIGH KICK GIRL (6-7/10)
Diesem Martial-Arts Film (mit klassischer Handlung) hätte ein höheres Budget sicher gut getan. Vor allem kinematographisch und schauspielerisch wirkt der Streifen mitunter sehr amateurhaft. Diese filmtechnischen Schwächen macht er jedoch durch seine unbekümmerte Art und seine gekonnte Mischung aus Akrobatik und Karate wider wett. Dem Filmteam waren die eklatanten Defizite dieser Produktion voll bewusst, und sie nutzten diese, um einen eigenwilligen Humor zu entwickeln. Die Entscheidung mit echten laienschauspielernden Martial-Arts-Künstlern zu arbeiten ist zugleich die größte Schwäche und die größte Stärke von HIGH KICK GIRL.
TAJOMARU (3/10)
Ein von Logiklöchern und an den Haaren herbeigezogenen Zufällen durchsetzter Streifen, der zu allem Ãœberfluss an einer Ãœberdosis Kitsch zu ersticken droht. Selten habe ich in einer solch aufwendigen Produktion eine lächerlichere Charakterentwicklung ertragen müssen. Dem großen Vorbild „Rashomon“ wird dieses Machwerk nicht ansatzweise gerecht. Lediglich die aufwendigen Kostüme und einige gelungene Kameraeinstellungen verhindern den Absturz in die Kategorie „Verbrechen der Filmgeschichte“. Zunächst hielt ich diesen Unfug für den schlechtesten Film meines Besuchsprogramms, doch es sollte noch schlimmer kommen… 😉
THE BLOOD OF REBIRTH (6-7/10)
Dieser psychedelische Trip von einem Film lässt in mir den Wunsch nach einer Dosis getrockneter Tengu-Nase aufkommen. Oder was haben die Macher für ein Kraut geraucht?
Einige der meditativen Kameraeinstellungen (Der Wald!) ließen mich wie betäubt zurück.
Sicherlich der ungewöhnlichste Film meines JFFH-Besuch-Programms, der bei vielen Zuschauern mehr als ein kleines Fragezeichen hinterlassen dürfte. Ich war durchaus fasziniert was ich mit wohlmeinenden 6 bis 7 von 10 ineinander verbissenen Schädeln belohne.
RASHOMON (10/10)
Eines der zeitlosen Meisterwerke Kurosawas. Warum? Nachzulesen auf dieser Seite!
Leider war die 16mm Kopie derart schlecht, dass die Untertitel teilweise nicht lesbar und der Ton schwer verständlich wurde.
SAD VACATION (9/10)
Auch wenn ich das Prequel EUREKA (noch) nicht kenne (danke für den Hinweis Klaus!) und ich dadurch einige Anspielungen nicht verstand, hat mich dieser durch seine Schauspieler und geschliffenen Dialoge getragene Film voll und ganz überzeugt. Neben dem vielbeschäftigten Tadanobu Asano begeisterte mich fast das gesamte, sichtlich vor Spielfreude sprühende Ensemble. Daneben gehört mein Applaus natürlich dem glänzenden Drehbuch. Wenn ich so darüber Nachdenke ist dieses berührende, mit schrägem Humor versetzte und skurrilen Figuren bevölkerte Familiendrama mein persönlicher Liebling des diesjährigen JFFH (wenn man von den Klassikern Kurosawas absieht). Der Vorgänger EUREKA ist schon so gut wie gekauft!
CHOCOLATE UNDERGROUND (5/10)
Ein technisch eher mittelmäßiger optisch auf Fernsehserienniveau stagnierender Anime. Anfänglich konnte CHOCOLATE UNDERGROUND durchaus mit seinem innovativen Ansatz (Kampf um Demokratie und Bürgerechte am Beispiel des Schokoladenverbotes) mein Interesse wecken. Mit zunehmender Dauer verliert sich der Film jedoch in animetypischen Klischees, Kitsch und Pathos. Letztendlich bleibt ein fader Nachgeschmack zurück.
ALL TO THE SEA (8-9/10)
Nach SAD VACATION konnte mich auch dieser Film begeistern. Die mit sicherer Hand ineinander verflochtenen Humor- und Dramaelemente, das gute Schauspielerensemble, die ästhetische gelungene Kinematographie, die interessante Figurenkonstellation, ließ mich mit leuchtenden Augen im Kinosessel zurück. Lediglich das jedwede Publikumserwartung unterlaufende Finale (ein an sich großartiger Kniff) hätte, ohne wirklichen Bedeutungsverlust, etwas straffer und weniger dialoglastig inszeniert werden können. Deshalb (und aufgrund der im direkten Vergleich weniger ausgefeilten Dialoge) erreicht er bei mir unter dem Strich nicht ganz die hohe Wertung von SAD VACATION.
BIG TITS ZOMBIE (?/10)
Die Abgründe des 3D-Boom entledigen sich ihres Auswurfs. Ein unfassbar schlechtes Machwerk, das den Verstand jedes Cineasten einfach grillen muss.
Und dennoch, gerade wegen des zugegenen gut aufgelegten Kennerpublikums, ein Riesenspaß. Ich wollte einen schlechten Zombiefilm und habe das erhalten was ich verdient habe!
Ohne Wertung!
SIEBEN SAMURAI (10/10)
Ein weiteres zeitloses Meisterwerk Kurosawas. Warum? Nachzulesen auf dieser Seite!
THE LEGEND OF GOEMON (2/10)
Ich kann nicht behaupten ich wäre nicht vorgewarnt gewesen! Nach dem unsagbar dämlichen CGI-Müll CASSHERN macht Regisseur Kazuaki Kiriya da weiter wo er aufgehört hat und demonstriert eindrucksvoll wie groß der technische Vorsprung des Hollywoodkinos gegenüber dem japanischen Film immer noch ist. Selten musste ich einen seelenloseren, pathetischeren, unerträglich kitschigen, Dreck im Kinosaal oder auf DVD ertragen. Die bestenfalls auf Videospielniveau ausgeführte CGI lässt mich zwischen Wein- und Lachkrämpfen hin und her irrlichtern. Auch wenn ich mit dieser Meinung alleine stehe, für mich der eindeutig schlechteste Film meines JFFH-Programms 2010 (und nicht der sich zumindest zu keiner Sekunde derart ernst nehmende BIG TITS ZOMBIE)! Einzig die zumeist unfreiwillige Komik hievt dieses haarsträubende Vehikel auf mehr als großzügige 2 von 10 sich im Grabe umdrehende TaikÅs.
Insgesamt bin ich mit meinem ersten JFFH-Besuch äußerst zufrieden, eine tolle Atmosphäre, viele interessante Filme und ein bunt gemischtes Publikum. Schade nur das filmischer Auswurf wie GOEMON zu den best besuchten Vorstellungen führt und Meisterwerke wie RASHOMON und SIEBEN SAMURAI vor fast leeren Sitzen stattfinden mussten, aber das war leider zu erwarten. Ein uneingeschränktes Lob an das Organisationsteam, dass mit solcher Ausdauer und Elan dem japanischen Film in Hamburg eine verdiente Plattform bietet.
Viele Grüße
Marald
PS
Schade Klaus, dass wir uns nur so kurz unterhalten konnten, aber ich hoffe wir sehen uns zukünftig mal wieder.
Wie groß war denn der Publikumsandrang im Vergleich zu den letzten Jahren?
Marald, erstmal vielen herzlich Dank für das Lob, das ich gerne ans Team weitergebe! Hast du eigentlich den Mitgliedsantrag noch ausgefüllt? Kann mich gar nicht mehr erinnern… ich hab mich auch sehr über unser Treffen gefreut, auch wenn es leider kurz war und ich gestern nicht mehr zu „Sieben Samurai“ gekommen bin, weil ich um 17 Uhr die Ansage von „Black Cat“ übernommen habe (für mich die größte filmische Ãœberraschung in diesem Jahr – aber zu den Filmen und meinem Fazit komme ich demnächst noch ausführlicher!).
Was deine Frage zum Publikumsandrang angeht: Dazu kann ich nicht wirklich viel sagen, ich habe auch nur Eindrücke bzw. Infos von einzelnen Vorführungen, und da war die Auslastung extrem schwankend: Auf der einen Seite gab es mehrere ausverkaufte Vorstellungen im 3001 („Shibuya“ und das Filmfrühstück liefen super), auf der anderen Seite gab es die von dir schon erwähnten Vorstellungen vor fast leerem Kino. Aber das ist bei uns (und vielen anderen Nischenfestivals) eigentlich eher der Normal- als der Ausnahmefall.
PS: Richte Denise doch aus, dass diese rötlichen Onigiri mit Yukari gemacht werden 🙂
Hallo Klaus,
den Mitgliedsantrag habe ich am Sonntag nach Goemon noch schnell reingereicht, bevor ich meine Schwester zum Bahnhof bringen musste.
Erst heute merke ich wie stark mich dieses Wochenende ausgelaugt hat. 4 Filme jeweils am Freitag und Samstag haben mein Sitzfleisch an ihre Grenzen geführt!
War Black Cat nicht ein Theaterstück nach einer Kurzgeschichte Edgar Allan Poes? Die Beschreibung klang zumindest interessant. Ich musste ja parallel Goemon ertragen. 😉
Viele Grüße
Marald
Ja, Black Cat ist eine „Verfilmung“ oder besser ein „Filmmitschnitt“ einer Theateraufführung, ein sehr interessantes Experiment! Inzwischen hab ich auch die Rezension fertig.
Deine Kritik macht mich nun wirklich neugierig. Ich werde mich wohl nochmals bei Denise beschweren müssen, dass sie mich stattdessen in die CGI-Hölle entführt hat. 😉
Sie hat sich übrigens über deinen Hinweis auf das Yukari-Gewürz gefreut und war von dem JFFH ebenso begeistert wie ich. Wenn sie es einrichten kann, versucht sie im nächsten Jahr wieder zu kommen.
Hier kommt deine Meinung rein: