20 Jul
Vier Filme, einer besser als der andere. Und eine Serie, die noch weit über das hinausgeht, was in einem Film möglich wäre. Am Wochenende habe ich Paranoia Agent endlich gesehen und war komplett hin und weg. Ich bin ja eigentlich eher kein Animeserien-Gucker und ziehe normalerweise Filme vor. In diesem Fall ist aber ganz klar, dass das Serienformat Dinge möglich macht, die in einem Film niemals funktionieren würden. Dazu und zu Paranoia Agent als solches demnächst noch ausführlichere Gedanken, heute gehts mir nur um das Opening, das regelmäßig als eines der besten Openings aller Zeiten genannt wird:
Das Ding ist schlicht ein massiver Knaller und wurde und wird in Foren und Blogs hoch und runter diskutiert und interpretiert, was eigentlich schon Beleg genug wäre für die Genialität des Meisters Kon. Wenn man sich allerdings dann noch vor Augen führt, mit welch einfachen Mitteln hier beeindruckende emotionale Effekte erzielt werden (laut Aussage des Regisseurs im Audiokommentar wurden weniger als 100 Cels für das gesamte Opening benötigt!) wird einem erst so richtig klar, was ein verdammtes Genie dieser Satoshi Kon doch ist!
Zu den ganzen Debatten und Spekulationen um das Opening und dessen tiefere Bedeutung sagte er übrigens: „Je mehr man analysiert und interpretiert, ohne über die vollen Informationen zu verfügen, um so mehr entfernt man sich vom Kern der Wahrheit.“
Noch so ein Fünkchen Genialität.
17 Kommentare for "Satoshi Kon ist ein verdammtes Genie!"
Für den Fall das du jetzt Blut geleckt hast solltest du mal unbedingt Naruto anschauen.
Absolut genialer Anime trotz überlänge von knapp 389 Folgen im moment und steigend.
Sowas von ergreifend und emotional, das is meiner Meinung nach ein absolutes Meisterwerk. Vermittelt nicht nur eine positive Message sondern hat auch trotz der vielen Folgen am Ende eher an Qualität zugelegt als abgenommen. Nach knapp 220 Folgen vollführen sie den gekonnten Sprung Alle Charaktere ein paar Jahre Altern zu lassen und dort die Geschichte fortzusetzen.
Man muss die Serie aber von vorne beginnen weil die Ereignisse aufeinander aufbauen. erst Naruto dann wird die Serie ab Folge 221 in Naruto Shippuuden umbenannt.
Also bei dem Titelsong zieht es ja einem die Socken aus! Habe mir trotzdem einen Teil mal angesehen und muss sagen, dass das wirklich einen interessanten Eindruck macht, da muss wohl mal die Box her… Danke für den Tip!
Ich kann deine Begeisterung vollends nachvollziehen. Auch für mich gehört Paranoia Agent zu den packendsten und unkonventionellsten Animeserien die mir bisher so untergekommen sind und ich halte sie persönlich sogar für Kon’s bestes Werk. Mit „The Dream Machine“ hat er ja auch wieder ein neues Projekt am laufen, auch darauf bin ich sehr gespannt. Der Titel lässt ja geradezu vermuten, dass der Film die Paprika-Thematik nochmal aufgreift, da wäre auf jeden Fall noch Potenzial zur Vertiefung…
@ Groschi:
Es fällt mir schwer, Paranoia Agent mit den Filmen Kons zu vergleichen. Es finden sich natürlich bestimmte Stilelemente und Motive wieder, aber die durch das Serienformat vorgegebene Episodenstruktur lässt sich in einem Film kaum sinnvoll reproduzieren. Am ehesten bieten sich da Parallelen zu Millennium Actress an, in dem der Episodencharakter durch Rückblenden entsteht.
Und dann muss man natürlich berücksichtigen, dass Kon hier fast die dreifache Laufzeit eines Films zur Verfügung stand, um den Bogen zu spannen, Tiefen und Untiefen der Charaktere auszuloten und die eine oder andere abwegige Spur zu verfolgen oder kreative Idee auszuleben.
@ Snake:
Das mit Naruto wird bei mir wohl nie was werden, oder allenfalls wenn ich in Rente gegangen bin. Wer hat denn die Zeit, diese ganzen Episoden anzuschauen?? 😉
Naja jeden Abend knapp 20 Minuten Naruto und du bist in 2 Jahren auf den aktuellen Stand :).
Aber nach den ersten 20 Folgen wirst du leider alle auf einmal schauen wollen hehe
Sowas kann man sich ja auch mal für die regnerischen Herbsttage zurücklegen wenn man nix besseres zu tun hat :P.
Hehe, also da Klaus ein ausgesucht höflicher Mensch ist, schlüpfe ich mal in die Rolle des Bad Cop.
Bei allem Respekt gegenüber der Tatsache, dass jeder einen eigenen Geschmack hat und seine Zeit womit auch immer verbringen mag: Naruto ist ebenso beliebiges wie billiges Kramszeug und lässt sich im Geringsten nicht vergleichen mit Anime von Satoshi Kon (die du, übrigens, zum besseren Vergleich sicher gesehen hast?). Klaus wird schon wissen, worin er seine Zeit investiert 😉
Im Ãœbrigen:
>Satoshi Kon ist ein verdammtes Genie!
Kann ich nur unterschreiben, ’nuff said.
Wäre ich in der letzten Woche nicht im wunderschönen Baskenland unterwegs gewesen, hätte ich hier schon eher meinen Senf zum Besten gegeben.
Wie ich in diesem Blog schon an anderer Stelle (http://www.japankino.de/2006/die-besten-animes-aller-zeiten/) schrieb, zähle ich Paranoia Agent ebenfalls zu meinen absoluten Serien-Lieblingen.
Vor solchen im direkten Vergleich belanglosen Anime-Serien wie Naruto kann ich dir, Klaus, wenn ich deinen Filmgeschmack richtig einschätze, nur abraten.
Du gehörst mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht zu der Zielgruppe (der ich schon seit etwa 20 Jahren entwachsen bin), die diesen modernen Klassiker des ShÅnen-Manga und Anime zu schätzen weiß.
Im Übrigen kann ich deine Euphorie bezüglich Satoshi Kons nur unterstützen!
Grüße
Marald
@escapistolero:
Naja jeder hat einen eigenen Geschmack, auch finde ich Marald`s antwort eindeutig diplomatischer 😛
Was Satoshi Kon angeht habe ich nicht alle Klassiker gesehen aber besonders Tokyo Godfathers und Paprika hat mir gefallen, Perfect Blue war nicht so mein Fall. (Besitze erstere 2 auf auf DvD/BR)
Im Gegensatz zu euch lege ich mich nicht so sehr auf bestimmte Regisseure/Genres fest sondern schau das was mir gefällt, was das Feld evtl. etwas breiter fächert als bei manch anderen.
Evtl. wäre für euch dann eher Ergo Proxy oder Boogiepop Phantom interessant. Beides eher düstere und Philosophisch ansprechende Serien die ich sehr mag.
Naruto mag für euch 2 belanglos sein allerdings hat es auf andere Leute wie mich, vllt. gerade jüngere Menschen, einen großen Einfluss und ist meiner Meinung nach absolut nicht belanglos.
Gerade die Lebensbejahende Einstellung von Naruto und die Werte die dort vermittelt werden haben Vorbildfunktion und sorgen zumindest bei mir dazu nach mehr im Leben zu streben und ein besserer Mensch zu werden.
Klingt vielleicht jetzt alles etwas albern für manche aber ich denke Naruto hat auf viele Menschen einen positiveren Einfluss als so manchen klar ist.
@[AA]Snake
Ich will dir die besondere Freude und die für dich vorhandene Bedeutung Narutos auch in keiner Weise madig machen, nur ist gerade „Naruto“ oder auch der besondere Liebling meiner jüngeren Schwester „One Piece“ auf ein eher jüngeres Publikum zugeschnitten und ich merke in den letzten Jahren, im gleichen Maße wie meine grauen Haare zu sprießen beginnen, dass sich mein Geschmack immer anspruchsvolleren (oder was ich in meiner Ãœberheblichkeit dafür halte) Werken zuwendet. Als ich etwa 15 bis 17 Jahre alt war verfolgte ich „Star Treck – TNG“ mit ähnlichem Enthusiasmus wie du heute vielleicht „Naruto“ in dich aufsaugst. Mich fesselte gerade das positive humanistische Weltbild der Serie, das jeder Form von Rassismus und sinnloser Gewalt den Kampf ansagte. Einen vergleichbaren bewusst wahrgenommenen medial-moralischen Einfluss hatte bei mir zuvor nur der exzessive Lesegenuss von Karl Mays Orientabenteuern.
Im Bereich des Shonen-Anime gefällt mir „Eureka Seven“, wegen der in meinen Augen herausragenden Charakterentwicklung, weitaus besser, welches neben „Monster“ und eingeschränkt „Fullmetal Alchemist“ die einzige längere Anime-Serie ist (also mit mehr als ca. 26 Folgen) die mich (trotz meines Alters jenseits der eigentlichen Zielgruppe) begeistern kann.
Endlosserien, zu denen ich Naruto zähle, haben für mich an sich keinen Reiz, da sie ihre Themen im Allgemeinen zu wenig verdichten und sich all zu oft in ermüdenden Wiederholungen (die Kämpfe!) verausgaben. Ein besonders eindrückliches Beispiel hierfür ist das sinnfreie Gekloppe von „Dragon Ball Z“, in der nach dem immer selben Prinzip neue Gegner aufgebaut und anschließend zerlegt werden. Was für gähnende Langeweile! Natürlich halte ich neben „One Piece“ „Naruto“ für eine der besseren Endlosserien, die solch gehirnerweichenden Quatsch wie „DBZ“ qualitativ weit hinter sich lassen, jedoch findet sich auch dort das für mich quälende Prinzip der sich immer wiederholenden Kämpfe, an denen der „Held“ reift und stärker wird.
„Ergo Proxy“ zähle ich, ähnlich wie z.B. „Texhnolyze“, zu den wenigen guten Beispielen für Cyberpunk-Serien, auch wenn sie nicht ganz an „Ghost in the shell – Stand Alone Complex“ oder die wohl beste Cyberpunk-Serie der Animegeschichte „Serial Experiments – Lain“ heranreichen. „Boogiepop Phantom“ hingegen kenne ich noch nicht, aber danke für den Tipp.
Grüße
Marald
Ich kann auch eure Aspekte vollkommen verstehen und bin froh mit jemanden meine Erfahrungen auszutauschen an dessem Schreibstiel man auch erkennt das er schon etwas Lebenserfahrung sammeln konnte :o).
Es mag sein das in ein paar Jahren mir das gleiche passiert und ich dann auch mal ein ähnliches Gespräch auf der anderen Seite führen werde :P.
Von „Texhnolyze“ habe ich mir die erste DvD gekauft welche auch sehr vielversprechend war aber leider hatte ich dann keine Zeit die Serie weiterzuschauen. Das sollte ich mir wohl mal wieder vornehmen.
Wenn du auf kurze Serien mit Characterentwicklung stehst wäre eventuell „Gurren Lagann“ noch etwas für dich. Das ist von den machern von Gainax und nach ähnlichem Prinzip wie Naruto aufgebaut nur etwas lustiger ^^ und dank des Zeitsprungs in der Mitte auch nicht langweilig.
„Gurren Lagann“ habe ich gesehen und durchaus als amüsant empfunden, für meinen Geschmack ist jedoch der Kontrast zwischen dem dargestellten, ernst gemeintem Befreiungsmythos und dem ins alberne abgleitenden Humor (die wilden Slapstickeinlagen vor allem im ersten Drittel der Serie) etwas zu groß geraten. Eine geistige Schere, die ich nicht mehr überbrücken konnte oder wollte. Die Serie ist mir insgesamt einfach zu hyperaktiv geraten, wie ein nervtötender hochbegabter Schüler mit ADHS. Das heißt nicht, dass ich überdrehten Anime-Serien nichts abgewinnen könnte. „Abenobashi – Magical Shopping Arcade“ halte ich z.B. für eine der lustigsten Anime-Serien die ich kenne. Hier passt das Thema, sich der Realität verweigernde Nostalgie angesichts einer sich stetig schneller verändernden Welt, viel besser zum abseitigen und albernen Humor als im Falle von „Gurren Lagann“.
Da hast du recht die Serie ist wirklich extrem schnelllebig, eher wie eine ständige Achterbahnfahrt was ich allerdings als erfrischend empfand ^^.
Wobei ich GTO in diesem Genre als absolutes nonplus Ultra sehe. Die Serie schafft es wirklich im richtigen Moment von ihren überdrehten fast schon sarkastischen Humor zum ernsten Thema zu wechseln. Ich würde hier schon den Vergleich zu einem guten Kabarett wagen.
Satoshi Kon ist vor kurzem leider versorben. 🙁
Scheint leider kein Gerücht zu sein… 🙁
Ich kann es noch gar nicht fassen!
Welch ein unersetzlicher Verlust für alle die den anspruchsvollen Animationsfilm lieben…
Mir fehlen noch die Worte, um die Lebensleistung Satoshi Kons angemessen würdigen zu können…
In stiller Trauer
Marald
http://www.animenewsnetwork.com/news/2010-08-25/director-satoshi-kon-wife-writes-about-his-passing
Als ich die Nachricht sah, schien für einen Moment die Welt stillzustehen – was ein unermesslicher Verlust! Einen völlig unzureichenden Versuch, die Bedeutung Satoshi Kons und meine Gefühle in Worte zu fassen, unternimmt dieser kurze Nachruf.
Danke Marald für den Link, der einen herzzerreissenden Einblick in die dramatischen letzten Monate des Lebens von Satoshi Kon gibt.
Mit einiger Verspätung habe ich nun Paranoia Agent gesehen und in einem Forum eine Kurz-Review dazu geschrieben:
Als ich das erste Mal einen Satoshi Kon-Film sah (Tokyo Godfathers) wusste ich weder über Kon noch den Film etwas. Und der hat mich total geflasht. Mittlerweile habe ich die meisten Kon-Filme gesehen und fand sie überwiegend richtig klasse. Also wollte ich mich dann mal an seine einzige Serie machen und die Erwartungen waren nun entsprechend hoch – nix mehr mit blauäugig wie bei Tokyo. Wie es oft so ist, verdirbt einem die Erwartung das Erlebnis. Mir hat Paranoia Agent nur teilweise gefallen.
Kurz zum Inhalt:
In Tokyo werden beliebig Leute von einem Jugendlichen auf Rollerblades mit einem Baseballschläger (Shonen Bat) niedergeschlagen. Über die Motive kann man nur rätseln, die Polizei tappt im Dunkeln. Alles ist völlig zusammenhanglos. Zwar kann man einen Nachahmungstäter fassen, der wird aber auch von Shonen Bat erschlagen. So dreht sich das Rätsel immer weiter bis letztendlich die wahre Identiät von Shonen Bat und der wirkliche, aber eigentlich banale Hintergrund sich offenbaren. Darüber zerbrechen jedoch Schicksale einiger Menschen, Tokyo liegt in Trümmern und am Ende ist man wieder am Anfang.
Typisch Kon ist die Story ziemlich zerfahren, wird mehrgleisig erzählt, gibt es Sprünge und nur eine einigermaßen leidliche Auflösung des Ganzen zu Schluss. Auf den ersten beiden DVDs (7 Folgen) gibt es nur Einzelfälle der Opfer, die allesamt Verlierer der modernen japanischen Gesellschaft sind. Von Shonen Bat niedergeschlagen zu werden ist quasi eine Erlösung für sie. In der zweiten Hälfte der Serie laufen ganz zaghaft einige Handlungsstränge zusammen (andere bleiben offen), aber wirklich löst es sich erst ganz am Schluss auf. Und es wird ab DVD 3 auch etwas lockerer und Kon konnte seinen seltsamen Humor einbinden. Speziell bei Folge 8 mit den drei erfolglosen Selbstmördern konnte ich herzlich lachen.
Aber wirklich gepackt hat mich die Serie nicht. Das Ende ist irgendwie zu simpel und dass alles wieder von vorn anfängt ist nicht wirklich originell. Ich wurde die ganze Zeit das Gefühl nicht los, das Kon für Paranoia Agent seine Ideekiste ausgeleert hat, in der er über Jahre einzelnen Handlungsentwürfe sammelte, diese aber nicht auf Filmlänge bringen konnte. Darum wurde dann ein Rahmen entwickelt und fertig war die Serie. So jedenfalls mein Eindruck aufgrund der vielen angefangenen (aber nicht immer beendeten) Stränge und Einzelschicksale.
Weil mich die bessere zweite Häfte ein wenig versöhnt hat, werde ich es mir vielleicht irgendwann nocheinmal ansehen und vielleicht ist es dann ja besser?
Hier kommt deine Meinung rein: