21 Mai
Das Festival ist vorbei *schnief*, Ruhe kehrt wieder ein im Japankino-Blog. Weit gefehlt! Es gibt noch reichlich zu berichten, zu den Filmen vom Wochenende natürlich und auch ein abschließendes Fazit gilt es noch zu ziehen (das aber überwiegend positiv ausfallen dürfte, soviel ist sicher). Zu Big Bang Love und dem absolut umwerfenden Paprika schreibe ich in den nächsten Tagen noch ausführliche Rezensionen, bei den anderen Filmen reicht es nur zu einigen kurz zusammengefassten Eindrücken.
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Filmfrühstück am Sonntag Vormittag, nach Croissants und Kaffee wurde Wie Ashura gezeigt, in dessen Zentrum vier Schwestern stehen, die erfahren, dass ihr Vater ein Verhältnis hat. Sie wollen die Mutter vor der schmerzenden Erfahrung bewahren, beginnen dabei aber ihre eigenen Beziehungen, Ehemänner und Geliebten zu hinterfragen. Auch der Zusammenhalt der Schwestern untereinander wird immer wieder auf die Probe gestellt. Nachdem ich anfangs die Befürchtung hatte, der Film würde sich in einseitiger Verdammung von Männern erschöpfen, lief es letztlich aber auf eine recht ausgewogene Darstellung der Probleme zwischen Männern und Frauen hinaus – so ausgewogen das bei vier weiblichen Protagonistinnen möglich ist.
Auf ruhige, teilweise auch amüsante Weise zeigt Wie Ashura, dass in der Liebe jeder Schmerzen verursacht, aber auch selbst zu fühlen bekommt. Außerdem ist der Film stilistisch gut umgesetzt, verschiedene Motive tauchen immer wieder auf, wie etwa das Herunterfallen zerbrechlicher Dinge wie Gläser, Vasen oder roher Eier, eine schöne Anspielung auf die Verwundbarkeit liebender Menschen. Der Film basiert übrigens auf einem populären Buch, was die erstaunlich hohe Anzahl japanischer Besucherinnen mit erklären dürfte.
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Kurzbericht zu Vital, einem Film von Shinya Tsukamoto, einem der bekanntesten zeitgenössischen Regisseure Japans. Superstar Tadanobu Asano spielt Hiroshi, der bei einem Autounfall sein Gedächtnis verliert, während seine Freundin Ryoko ums Leben kommt. Mit der Wiederaufnahme seines Medizinstudiums kehren auch immer mehr Erinnerungen zurück. Doch dann hat er eines Tages die Leiche seiner Freundin auf dem Seziertisch vor sich liegen und wird sich bewusst, dass sie aus dem Jenseits zu ihm spricht.
Vital ist auf jeden Fall ein ästhetisch sehr ansprechender Film, der verschiedene Handlungsebenen mit je unterschiedlichen Farben und Formen verbindet und viele schöne Bilder auf die Leinwand wirft. Aber auch wenn das Ende offen sein soll, blieb mir doch zu viel im Unklaren. Welche Bedeutung nimmt etwa die mysteriöse Kommilitonin Ikumi (Kiki, eine alte Bekannte aus The Pavillion Salamandre) ein, die ebenfalls den Tod eines früheren Liebhabers verarbeiten muss, aber gegen Ende des Films komplett in der Versenkung verschwindet? Auf mich wirkt der Film, als ob Regisseur Tsukamoto bei all dem Verwischen von Realität, Jenseits und Erinnerung selbst den Überblick darüber verloren hätte, was er eigentlich bezweckte.
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Ein weiterer Film aus der Kooperation mit dem CO2-Festival Osaka: Coming with my Brother. Die WG-Freundinnen Nao und Saki feiern gerade Naos Geburtstag, als deren Bruder auftaucht. Nao ist zunächst schockiert, als sie entdeckt, dass er sich für ihre Unterwäsche interessiert und sie mit einer versteckten Kamera aufnimmt. Sie fühlt sich aber zunehmend geschmeichelt und gibt ihren eigenen erotischen Gefühlen für ihren Bruder nach. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse, es stellt sich heraus, dass er in Wirklichkeit hinter Saki her ist, während diese Nao ihre Liebe gesteht.
Ein ambitioniertes Thema hat sich Regisseur Kota Yoshida vorgenommen, mit einer interessanten Dreiecksgeschichte unter Einbeziehung aller Spielarten sexueller Anziehung, mit Tabubrüchen, Erwachsenwerden und dem Entdecken der eigenen Sexualität. Doch leider gleitet der Film zu häufig ins Lächerliche ab, das aber nicht so konsequent, als dass er als satirischer Kommentar betrachtet werden könnte. Auch ästhetisch hat er nicht viel mehr zu bieten als eine verwackelte Handkamera, die mal ganz nah dran ist, und dann wieder in die Ferne rückt.
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