10 Jun
Lang hat es gedauert, der letzte Festivaltag liegt schon mehr als eine Woche zurück, aber jetzt ist Zeit für ein Fazit, denn Griechenland gegen Schweden ist einfach unerträglich langweilig! Gleich vorneweg der Hinweis dass ich zuallererst aus der Sicht des Filmfans Bilanz ziehen werde, weniger als Mitwirkender im Team.
Wie schon im letzten Jahr bot das Japanische Filmfest wieder eine bunte Mischung aus allerlei Genres, Klassikern, Bekanntem und Unbekanntem. Miike war wieder mit an Bord und noch eine Reihe weiterer großer Namen wie Mamoru Oshii oder Kaori Momoi, dazu viele talentierte Nachwuchskünstler, denen wir für ihre zukünftige Karriere das allerbeste wünschen. Allerdings war die Auswahl dann doch etwas eingeschränkter, einfach weil statt 40 auch „nur“ 31 Filme liefen. Das merkte ich zum Beispiel, als ich Freunden, die nicht gerade auf Gewalt, Horror oder Experimentelles stehen, Filme empfehlen wollte. Außer Bride of Noto oder Fuckin Runaway fiel mir da kaum was ein, das war letztes Jahr noch ganz anders! Selbes gilt besonders für die Anime, die 2007 mit Paprika und Tekkonkinkreet so ziemlich das Allerbeste zu bieten hatten, was die Animestudios hergaben. Dennoch hab ich alles in allem wieder nur gute bis sehr gute Filme gesehen, mit Sukiyaki Western Django als Ausreißer nach unten.
Damit komme ich dann auch zu meinen drei Top-Hits des JFFH2008, die mir wieder nicht gerade leicht gefallen sind (mit Rankings tue ich mir ja immer schwer…)
Auf Platz eins kommt bei mir Faces of a fig tree, weil mich das unkonventionelle, bitter-süße Hinterfragen von Familienleben und ganz Alltäglichem sehr beeindruckt hat, die Charaktere so schön schräg sind und der ganze Film so herrlich bunt ist. Schwere Themen werden hier auf sehr lockere Art angegangen, womit sich der Film wohltuend von den vielen anderen, eher schwer verdaulichen Werken abhebt. Auf Platz zwei dann der mit Abstand am schwersten zu verdauende von allen, Noisy Requiem, ein Film von solcher Radikalität und Konsequenz, dass es schon fast weh tut; den jeder der ihn einmal gesehen hat nie vergessen wird. Und auf Platz drei dann Fuckin Runaway, ganz knapp vor Chain, bei dem ich wirklich ganz lange geschwankt habe. Aber Fuckin Runaway ist dann doch etwas ausgereifter und runder und kann zudem mit wunderbar gezeichneten, problembeladenen Charakteren überzeugen.
Leider fehlten Festival-Highlights wie die Party oder das sonntägliche Filmfrühstück, für das mit Bride of Noto ein perfekter Film im Programm gewesen wäre. Aber aus organisatorischen Gründen war das dieses Jahr nicht drin, es war eben ein Jahr des Umbruchs und der Veränderungen im Team und das hat man gemerkt. Mehr dazu bei Gelegenheit. Dafür gab es den Bondage-Themenabend, der wohl ein Riesenerfolg war und der hoffentlich eine Fortsetzung finden wird. Dennoch bleibt einer meiner beiden Hauptkritikpunkte aus dem letzten Jahr bestehen: Es muss viel mehr um die Filme herum geboten werden, ein richtiges Rahmenprogramm gehört heutzutage zu einem guten Festival dazu. Hier gibts also noch Luft nach oben und ich bin sicher, dass sich nicht nur in diesem Bereich einiges tun wird in Zukunft.
Denn während das Festival-Team im Umbruch ist, steht das Metropolis-Kino kurz vor dem Abbruch, es müssen also auch neue Spielstätten her. Und weil 2009 das 10. Jubiläum ansteht, werden wir uns alle sehr ins Zeug legen, damit nächstes Jahr das beste Japanische Filmfest ever wird! Ich freu mich jetzt schon und würde am liebsten sofort mit der Vorbereitung anfangen, denn nach dem Festival ist vor dem Festival!
8 Kommentare for "Nachlese 9. Japanisches Filmfest Hamburg"
Hallo,
beim Eröffnungsfilm war soweit ich das noch in Erinnerung habe, die Rede vom Abaton als Ersatz fürs Metropolis. Dieses soll ja noch größer sein und bietet dadurch sicher einen guten Ersatz. Was ist an dieser Info dran? Leider wird dann jedoch der Unterschied zu den kleinen beiden Kinos noch fühlbarer.
Faces of a fig tree war wirklich ein schön anzusehender Film. Besonders die Kameraeinstellungen haben mich beeindruckt und auch die witzigen Charaktere hatten etwas für sich 🙂 vorallem die Anfangsszene beim Essenstisch ^^
Abaton? Hm, weiss ich nix von. Fände ich persönlich auch nicht die beste Lösung, weil dadurch das Pendeln zwischen den Kinos ja noch umständlicher werden würde. Dort gibts ja weder Parkplätze noch eine U-Bahnstation in der Nähe.
Hast du Faces of a fig tree denn am Samstag im Metropolis oder am Sonntag im 3001 gesehen?
Leider nur im 3001, aber die Stimmung war gut und von mm-Formaten etc. habe ich als DVD-Junkie eigentlich sowieso keine Ahnung. Der Sound und das Bild dort waren angenehm, wodurch ich nicht verstehen konnte, dass du den Film unbedingt noch mal im Metropolis schauen musstest ^^ Naja solange ich den Unterschied nicht merke, freue ich mich einfach, einen guten Film gesehen zu haben 🙂
Gibt es eigentlich noch im Nachhinein ein offizielles Resümee mit Photos? Wie viele Leute da waren, die Webseite besucht hatten und ob es den Ehrengästen gefallen hat? 🙂 Wäre mal nett zu erfahren.
Gruß
Patrick
Naja, ich hatte eigentlich nur gefragt, weil ich die Ansage im Metropolis gemacht habe und neugierig war, wie ich rüberkam 😉
Aber ich liebe das Metropolis einfach und wenn ich die Chance hab, einen Film dort zu sehen, dann setze ich auch alles daran, das hinzukriegen. Und ein Experte was Qualitäten angeht bin ich nun auch nicht, aber die 35mm bei Faces hat man schon gemerkt!
Was das „offizielle Resümee“ angeht bin ich etwas überfragt. Es wird demnächst ein Feedbackmeeting stattfinden (bei dem ich auch ne ganze Latte Ideen und Verbesserungsvorschläge einbringen werde). Mal sehen, was ich dann berichten kann.
_ „bei dem ich auch ne ganze Latte Ideen und Verbesserungsvorschläge einbringen werde“ _
so etwas freut mich doch sehr zu hören. Jemand, der neu einsteigt und sich um das Wohl der Besucher bemüht 🙂
btw: wer war eigentlich das Mädel mit den blauen angefärbten Haaren beim Abreißen zum Eröffnungsfilm? Sie hatte mich auf mein Miyavi-T-Shirt angesprochen, aber ich hatte leider keine Zeit weiter drauf einzugehen *fg* Sowieso waren die Verantwortlichen im Gegensatz zu anderen Events sehr, sehr nett und hervorkommend aufgelegt 🙂 Das ist bei einem solchen Fest wirklich goldwert ^_^
Da fällt mir gerade noch eine Sache ein: die 2 Mangas von Witchblade bei den Dauerkarten, waren ja nett… Beim Eröffnungsfilm hatten die regulären Kartenkäufer dann jedoch afaik 4 Mangas von FMA erhalten -_- darauf „durften“ die Dauerkartenbesitzer ja dann verzichten – nicht ein wenig unfair oder? xD Ich meine, ich sammel zwar seit mehreren Jahren keine Mangas mehr, aber so bringt dieser Dauerkartenbonus herzlich wenig.
Vielen Dank für das Feedback, gebe ich natürlich gerne weiter! Zu der Sache mit den Mangas kann ich nichts weiter sagen, keine Ahnung, ob es da vielleicht ein Versehen gab. Und die mit den blauen Haaren ist Rei Ayanami herself 😉
Scherz beiseite, willst du ihre Email? Oder doch lieber gleich die Telefonnummer? 😉
[…] ich bereits in meinem Fazit schrieb ist das aber nicht die einzige Veränderung, auch das Festival-Team befand sich ziemlich im […]
3harmonize
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