17 Nov
Die letzte Blogschau ist schon eine ganze Weile her, und auch dieses Mal habe ich mich etwas schwer getan mit der Suche nach interessanten Blogs zum japanischen Film. Die Luft scheint langsam dünn zu werden, ist eben ne überschaubare Szene. Letztlich habe ich mich für die beiden folgenden Blogs entschieden:
Gaijinzoku: Ein eher allgemeiner Blog über das Leben in Japan aus der Sicht des Autors (der Autorin?), der/die 6 Jahre in Japan verbrachte und in der Kategorie Movies eine Handvoll Kritiken zu Genre-Filmen der etwas trashigen Ecke aufweisen kann. Es wird wohl nicht allzu regelmäßig gepostet, also kein direkter Kandidaten für den RSS-Reader, kann man aber mal im Auge behalten.
Ein ganz anderes Kaliber ist da doch The Good, the Bad and Godzilla von August Ragone, Autor eines Buches über den Special-Effects Spezialisten Eiji Tsuburaya, der u.a. für Godzilla verantwortlich war. Im Blog stellt August in der Reihe „Monster of the Week“ die absurdesten Kreaturen vor, wie etwa das Drill Devil-Beast „Dorilling“ inklusive aller wichtigen Daten wie Gewicht (4200 Tonnen) und Größe (56 meter) 😀 Könnte man ein wunderbares Monster-Quartett draus machen! Daneben stellt August aber immer mal wieder auch Filmschaffende aus dem Genre vor, wer sich also dafür Godzilla & Co interessiert ist hier genau richtig!
24 Aug
Wer ganz genau hingeguckt hat, hat vielleicht bemerkt, dass ich schon seit einer Weile Twitch – lange Zeit eine meiner wichtigsten Informationsquellen – nicht mehr verwende. Das hängt damit zusammen, dass ich Twitch in meinem Feedreader durch einen anderen Blog ersetzt habe.
Grund dafür war zunächst mal, dass mir Twitch zu „Mainstreamig“ wurde, damit meine ich vor allem, dass sie von ihrem starken asiatischen Einschlag, den sie vor 1-2 Jahren hatten, doch ganz schön weit abgerückt sind. Die dutzenden von Artikel, die täglich im Reader aufschlugen, waren so für mich einfach nicht mehr wirklich relevant. Entscheidend war dann aber, dass ich auf einen Blog stieß, der sich mit ähnlicher Postingfrequenz ganz dem japanischen Kino widmet: Das Toronto J-Film Pow-Wow:
Founded by Chris MaGee in 2007 The Toronto Japanese Film Appreciation Pow-Wow, which was thankfully shortened to The Toronto J-Film Pow-Wow by its members, is an online community dedicated to discussing and promoting Japanese cinema in Toronto as well as around the world via our blog and Facebook group.
Im Februar gestartet, weist das J-Film Pow-Wow bereits mehrere hundert Artikel auf, darunter viele lesenswerte Filmreviews. Angekündigte Termine und Veranstaltungen haben zwar – das liegt in der Natur der Sache – einen stark kanadisch-amerikanischen Einschlag, aber Hauptautor Chris informiert so umfassend und trägt so viel zusammen, dass ich das Pow-Wow guten Gewissens als die Informationsquelle für japanischen Film empfehlen kann. Neben meinem eigenen Blog natürlich! 😉
28 Jul
Erst ein paar Wochen im Netz, aber imho schon auf dem besten Weg zu einem Highlight unter den deutschen Asienfilmbloggern: Schneeland. Keine Ahnung, was der Titel wohl sagen soll (Michael, magst du uns mal aufklären?) aber mit dem Willkommensgruß Japanische Filme. Weil sie die besten sind hatte der Blog sowieso gleich mein Herz erobert! Und die bisherigen Inhalte – unter anderem eine sehr schöne Besprechung von Ugetsu monogatari – nach gut zwei Monaten lassen noch großes erhoffen. Aktuell ist gerade eine Yasuzo Masumura Retrospektive in der Mache, vier Reviews sind schon fertig.
Mensch, überall wird über diesen Masumura geschrieben, muss mich wirklich mal dahinter klemmen! Wenn der Tag nur mehr als 24 Stunden hätte…
Ein Blog, bei dem der Titel schon eher Rückschlüsse auf die Themen zulässt wäre Outcast Cinema. Unter der Tagline For the love of disreputable movies gehts hier um Yakuza, Kung Fu, Action, und das bereits seit fast zwei Jahren. Allerdings ist die Posting-Frequenz nicht besonders hoch, mehr als 2 bis 3 Beiträg pro Monat sind eher selten, und die Schrift ist verdammt schwer zu lesen. Dafür wartet er mit großartigen Bildern auf… woher kriegt man bloß diese hohen Auflösungen?
28 Jun
Total spannendes Mitmach-Blog-Projekt: Film of the Month Club. So erklären die Initiatoren ihren Ansatz:
Film of the Month Club is an internet forum for watching and discussing movies. Each month a member will select a film, after which other members can watch and post their reflections and reactions. Selections will be driven by member interests and can range from the commercial to the experimental, from the signifcant to the forgotten. The idea behind this grab bag approach is to facilitate a conversation among all corners of the film blogosphere. And to watch more movies.
Die Regeln fürs Mitmachen sind ziemlich simpel, eigentlich braucht man nur einen Blogger-Account und vorgeschlagene Filme müssen legal als RC1 verfügbar sein. Das Ganze hat nicht dezidiert was mit japanischen Filmen zu tun, aber da im Mai zum Auftakt Kazuo Haras The Emperor’s naked army marches on besprochen wurden, beschäftigen sich einige Posts mit diesem Film bzw. dem Regisseur.
Und als zweites hab ich dann noch Watashi to Tokyo (auch bekannt unter dem Namen Mari diary), in dem die Autorin Mari querbeet alles mögliche und unmögliche thematisiert, was in Tokyo, Japan und dem Internet so passiert. Viele tolle Links, Videos und immer lesenswerte Einblicke in die japanische Alltagskultur. Ab und zu ist dann auch mal was rund ums Thema Film dabei, wie z.B. neulich, als die japanische Post Briefmarken zur Anime-Serie Patlabor auflegte und Mari dazu ein Ranking zu den beliebtesten Anime einstellte.
14 Mai
Seit der letzten Blogschau ist reichlich Wasser den Rhein hinuntergeflossen, es gibt einiges nachzuholen!
Eine ganze Reihe von Reviews zu Filmen von Yasuzo Masumura hat Lukas Förster in den letzten Wochen auf seinem auch sonst sehr lesenswerten Dirty Laundry-Blog geschrieben. Masumura, von dem ich praktisch gar nichts wusste bis ich über Lukas Beiträge auf ihn aufmerksam wurde, war ein sehr produktiver Regisseur. Drei oder vier Filme pro Jahr waren für ihn durchaus normal, so dass sein Werk trotz seines recht frühen Todes mit nur 62 Jahren doch über 60 Filme umfasst. Nachdem ich bei Lukas über Giants and Toys, Warm Current, The Black Test Car und The Wife of Seishu Hanaoka und bei Dennis Grune von Red Angel gelesen hatte, hab ich jetzt Irezumi in die Finger bekommen, auf den ich schon sehr gespannt bin! Klingt ein bisschen wie eine Mischung aus The Life of Oharu und Lady Snowblood…
Und dann möchte ich heute noch auf einen ganz jungen Blog hinweisen, und zwar einen ganz besonderen Blog, bei dem ich mir nicht mal ganz sicher bin, wie er heisst. Ich nenn ihn jetzt einfach mal Taks Hayao Miyazaki Fanblog. Das Besondere: Tak ist ein Japaner Ende vierzig, der in Neuseeland lebt und vor etwa 20 Jahren die Filme von Miyazaki für sich entdeckte. Und seit ein paar Wochen bloggt er, auf Englisch! Damit ist das der erste Blog eines Japaners, den ich hier vorstelle. Tak schreibt zwar ganz aus der Sicht des glühenden Fans, macht sich aber viele Gedanken auch über den Tellerrand der Filme hinaus, beispielsweise über kulturelle Differenzen und deren Überwindung oder wie die westliche Kultur nach Japan kam. Ich wünsche ihm viel Spaß und Erfolg beim Bloggen und hoffe auf viele interessante Posts in der Zukunft!
Tja, und Taks neuentdeckter Blog hat mir dann mal wieder vor Augen geführt, welche großartigen Möglichkeiten das Internet und speziell das Bloggen bietet, wenn man sich mit einem – naja, sagen wir Nischenthema – intensiv beschäftigt und darüber mit anderen Menschen austauschen möchte. Wer weiss ob ich ohne das Bloggen nicht schon lange das Interesse an japanischen Filmen verloren hätte, einfach, weil es allein im stillen Kämmerlein und ohne jede Möglichkeit, sich mit anderen auszutauschen, auf die Dauer keinen Spaß macht, sich intensiv mit einem Thema zu beschäftigen. Irgendwann erreicht man immer den Punkt, an dem man herausfinden möchte, was andere denken, und das geht heute fantastischerweise über Länder und Kontinente hinweg. An dieser Stelle also ein großes Dankeschön mit Küßchen an Al Gore dafür, dass er das Internet erfunden hat!
Update: Taks Blog ist umgezogen.
21 Feb
Ad Blankestijn studierte Japanologie und war jahrelang an der niederländischen Botschaft in Tokyo tätig. Heute bietet er Touren durch Kyoto an und bloggt über Japan als Japan Navigator. Im Vordergrund steht dabei logischerweise das faszinierende Kyoto mit seinen hunderten von Tempeln. Ad schreibt dazwischen aber auch immer mal wieder über seine Lieblingsfilme oder über die japanische Besessenheit mit Essen. Außerdem ist er ein akribischer Sammler von Links, ein Blick in seine Blogroll lohnt sich wirklich!
Meine zweite Empfehlung ist mal wieder ein Blog eines Autors aus dem Midnight Eye-Team, nämlich von Nicholas Rucka. Im Maboroshii Productions-Blog schreibt er in locker-flockigem, sehr unterhaltsamen Stil über Filme, Musik, kulturell-künstlerisches ganz allgemein, Technikthemen und allerhand skurriles. Besonders ans Herz legen möchte ich euch sein Review zu Toki wo kakeru shōjo (besser bekannt als Das Mädchen, das durch die Zeit sprang), ein ganz vorzüglicher Anime, den ich mir auch noch ausführlicher vornehmen muss.
26 Nov
Neulich bin ich über ein absolutes Juwel gestolpert: Kurosawa Cinema. Sieht nach einer exzellenten Seite aus, die sich entgegen des Namens keineswegs ausschließlich mit Kurosawa beschäftigt. Dummerweise auf Französisch… Aber die Seite geht weit über einen Blog hinaus, enthält zum Beispiel auch eine genial in Flash umgesetzte Bildergalerie (dieses Tool muss ich mir auch noch genauer anschauen!), auch ohne Sprachkenntnisse wird hier also einiges geboten. Die Liste der Kritiken umfasst über 130 japanische Filme, eine bunte Mischung aus Klassikern und zeitgemäßem Kino. Wer gut Französisch spricht ist klar im Vorteil!
Meine zweite Empfehlung für heute, die auch direkt in meinen Feed-Reader gewandert ist, wären die Criterion Confessions. Jamie Rich nimmt sich dort ausschließlich DVDs der Criterion Collection zur Brust und das in schöner Ausführlichkeit. Ihm liegen dabei aber vor allem die Filme am Herzen, zu Dingen wie Tonqualität, Menüführung, Kommentaren und Bonusmaterial erfährt man eher wenig.
Und dann hätte ich Dennis Grunes Blog zu bieten. Klingt unscheinbar, sieht auf den ersten Blick auch total unscheinbar aus (das WordPress-Standard-Theme Kubrick kommt zum Einsatz), aber die Inhalte haben es in sich! Das Archiv reicht bis Januar 2007 zurück, und jeden Tag steht mindestens eine Kritik drin, manche eher kurz und knapp, andere dafür sehr ausführlich. Zudem gibt es eine Reihe von Top-Listen, z.B. die 100 besten asiatischen Filme, über deren Zusammensetzung sich natürlich trefflich streiten ließe, aber allein die schiere Menge an Filmbesprechungen (gerade auch von Klassikern bis zurück in die 1930er und 20er Jahre) ist überwältigend!
29 Okt
Eigentlich unfassbar, aber tatsächlich wahr: In bisher sechs Ausgaben der Blogschau hab ich noch mit keinem Wort ryuganji erwähnt! Aber immerhin ist dieser exzellente Insider-Blog schon seit eh und je Bestandteil der Blogroll; trotzdem höchste Zeit, ihn etwas ausführlicher vorzustellen. Neben seinen oft sehr pointierten Meinungsäußerungen zu Filmen oder Entwicklungen der japanischen Filmindustrie trumpft ryuganji vor allem immer wieder mit Übersetzungen interessanter, gut recherchierter News aus dem Japanischen auf. Seine Schwerpunkte sind definitiv das zeitgemäße japanische Kino, auch wenn er den großen Meistern sichtbar nachtrauert, sowie der Zustand der japanischen Filmindustrie. Einziges Manko: Er müsste eigentlich viel öfter schreiben!
Ganz frisch bin ich dagegen auf Nippon Cinema gestoßen, der wohl auch nur unregelmäßig postet und sich dann hauptsächlich mit Trailern beschäftigt. Aber neben einer recht umfangreichen Liste von Reviews – ausschließlich zu Filmen der letzten 10 Jahre – hat er auch noch eine hilfreichen Liste mit Links zu bieten. Da kann man auch mal ein Auge drauf haben.