Zwischen Rückkehr aus dem Urlaub und Geburtstagsfeierlichkeiten in der Familie bin ich auch dieses Mal nicht wirklich dazu gekommen, mich intensiv am Blogathon zu beteiligen. Viele spannenden Beiträge kann ich erst jetzt nachlesen. Ein paar Highlights, die ich besonders interessant fand, möchte ich kurz zur weiteren Lektüre empfehlen:

  • James Leung wirft ein Licht auf die Männer hinter bzw. genauer eigentlich: in Godzilla.
  • Essay über den viel zu früh verstorbenen Regisseur Sadao Yamanaka
  • Weiss nicht, ob das urheberrechtlich in Ordnung ist, aber lesenswert ist es allemal: Interview der Filmwissenschaftlerin Joan Mellen mit Kon Ichikawa.
  • Gastbeitrag von Professor John Bella über das kleine, feine Label Third Window Films, das in den letzten Jahren einige ebenso kleine aber feine japanische Filme auf DVD herausgebracht hat.
  • Chris vom JFilm-PowWow hat einen vorzüglichen Essay über den Niedergang und erneuten Aufstieg Seijun Suzukis sowie eine kleine Geschichte der Zusammenarbeit von Joe Hisaishi und Takeshi Kitano beigesteuert.
  • Ein bewusst kontroverses Thema wählte Amy: Why I love and hate Shunji Iwai, natürlich mit Voting 😉
  • Cathy stellte den legendären Set-Designer und Art Director Yoshiro Muraki sowie seine Frau Shinobu ausführlich vor.

Darüber hinaus gibt es noch eine Menge weiterer Artikel und natürlich viele Rezensionen. Auf Wildgrounds findet ihr eine schön zusammengestellte Gesamtübersicht (die allerdings nicht ganz vollständig zu sein scheint).

Während die großen internationalen Labels derzeit die Füße etwas stillzuhalten scheinen, gibt es mal positives zu berichten über neue deutschsprachige Veröffentlichungen japanischer Filme. Wer also gerade über der Wunschliste an den Weihnachtsmann brütet, kann sich hier inspirieren lassen 🙂

Absolutes Highlight ist zweifelsohne die am 3. Dezember erscheinende 6-DVD-Box von Masaki Kobayashis Human Condition-Trilogie unter dem deutschen Titel Barfuß durch die Hölle. Inhaltlich scheint die Ausgabe weitgehend mit der Criterion-Edition vergleichbar, nur dass sie zusätzlich noch die deutsche Synchronfassung enthält, die allerdings fast drei Stunden kürzer ist als die Originalfassung. Bei Amazon kann man sich die Box schonmal vorab sichern für aktuell 44,99 Euro.

Ein weiteres Highlight ist bereits seit Freitag erhältlich: Mamoru Oshiis bildgewaltiges und – wie üblich – sehr atmosphärisches Kampfflieger-Epos The Sky Crawlers gibt es jetzt sowohl auf DVD (14,99 bei Amazon) wie Bluray (21,99 Euro). Update: Wie Marald völlig richtig ergänzt, kommt mit Summer Wars nächste Woche noch ein weiterer faszinierender Anime bei uns in die Läden, und zwar ebenfalls sowohl auf DVD wie auf Bluray.

Außerdem kommen ein paar aktuelle, actionlastige Filme auf DVD und BD zu uns: Tajomaru, der bereits beim JFFH und anderen Festivals zu sehen war, sowie mit Yatterman und The Crows are back zwei der neuesten Filme Takashi Miikes. Außerdem empfehle ich nochmal uneingeschränkt die Filme aus der Reihe Japanische Meisterregisseure.

Blues Harp

Original: Blues Harp (1998) von Takashi Miike

In einer Nacht begegnen sich drei Menschen: Der Yakuza Kenji (Seiichi Tanabe) wird zuerst vom Mundharmonikaspieler Chuji (Hiroyuki Ikeuchi) vor seinen Verfolgern gerettet und dann von Tokiko (Saori Sekino) zusammengeflickt. Chuji hat selbst als kleiner Straßendealer mit den Yakuza zu tun und schnell entwickelt sich zwischen den beiden eine enge Freundschaft. Tokiko und Chuji verlieben sich bei einer erneuten Begegnung und werden ein Paar.

Doch während Chuji rundum zufrieden ist mit seinen kleinen Gigs in Nachtclubs und der Liebe zu Tokiko, zieht es Kenji nach ganz oben. Er intrigiert mit einem verfeindeten Clan gegen seinen eigenen Chef, um in dessen Fußstapfen zu treten. Plötzlich gerät Chuji durch einen Verrat zwischen die Fronten und Kenji muss sich zwischen seinem Freund und seinen ehrgeizigen Zielen entscheiden.

Blues Harp Screenshot 1

Die beiden Freunde könnten in ihrer Lebenseinstellung kaum unterschiedlicher sein. Auf der einen Seite der bescheidene, fast schüchterne und großherzige Chuji, der völlig im Spiel mit der Mundharmonika und der Liebe zu Tokiko aufgeht. Auf der anderen der exzessive, herrische, die Konfrontation suchende Kenji. Miike macht den  Kontrast zwischen ihren beiden Welten auch bildhaft deutlich: Chujis Welt ist farbenfroh, warm, voller Leben und Chaos, während Kenjis Intrigen in der Welt der Yakuza dagegen meist in kalten, reduzierten Bildern gezeigt werden.

Dass am Ende Kenjis konfliktbeladene, vor Gefahren strotzende Welt wie eine Naturgewalt über die heile Welt Chujis hereinbricht und Kenji bis zum Äußersten geht um seinen Freund vor den Konsequenzen zu retten, lässt sich vielleicht dahingehend deuten, dass auch Kenji sich tief drinnen nach einer solchen einfachen, heilen Welt sehnt. Doch ihm ist klar, dass er in einer solchen Welt nichts verloren hat. Das macht eine Szene deutlich, in der er sich  einen Auftritt von Chuji ansieht und sich schon nach wenigen Minuten wieder von Tokiko verabschiedet unter Hinweis auf seinen Anzug und der Entschuldigung, er wäre fehl am Platze.

Blues Harp Screenshot 2

Auch wenn Chuji der eigentliche Hauptcharakter des Films ist, bleibt Kenji doch der interessanteste. Es fällt schwer, aus dem verschlossenen Typen schlau zu werden. Seine Zuneigung zu Chuji hat von Anfang an eine ausgeprägte homoerotische Note, die er vor diesem jedoch verbirgt, so als wolle er auch damit dessen Welt vor seinem eigenen zerstörerischen Einfluss schützen. Hier findet sich denn auch die einzige Parallele zu einem weiteren Film Miikes aus dem Jahr 1998, dem sehr viel bekannteren The Bird People in China. Hier entdeckt ebenfalls ein Yakuza etwas, für dessen Schutz er bereit ist, sich aufzuopfern.

Das Ende des Films bleibt offen, mit einem gewissen Interpretationsspielraum. Zudem wird der Film von zwei kurzen Flashbacks am Anfang und Ende eingerahmt, in denen wir Chuji als Kind sehen, einmal mit seiner Mutter und einmal mit seinem mysteriösen Vater. So hat Miike auch in diesem eigentlich so schlichten und geradlinigen Film uns Zuschauern noch ein kleines Rätsel mit auf den Weg gegeben.

Blues Harp Screenshot 3

Keine bedeutungsschwangeren Symbole, keine Schockeffekte oder krasse Gewalt, keine durchgeknallten, comic-haften Geschichten: Blues Harp ist einfach ein richtig guter Film mit einer spannend erzählten, intelligenten Story, sympathischen, glaubwürdigen Charakteren (sehr gut gespielt noch dazu) und einem knackigen, urig-rockigen Soundtrack, der die dichte Stimmung des Films wunderbar transportiert. Ein kleiner, wenig bekannter Rohdiamant im frühen Werk das Takashi Miike.

Diese Rezension ist Teil des Japanese Film Blogathon 2010.

Japanische Filme zu schauen macht mir – wenig überraschend – große Freude und immer wieder gibt es dabei ganz besondere Momente: Eine unerwartete dramaturgische Wendung, die mich verdutzt. Eine besonders geniale Kameraeinstellung, die mich begeistert. Eine schauspielerische Leistung, die mich zutiefst berührt. Aber die intensive Auseinandersetzung mit den Filmen und die Beschäftigung mit angrenzenden Themen führen manchmal auch weit abseits der Filme, völlig überraschend und in Situationen in denen ich es nie erwartet hätte, zu solchen ganz besonderen, unvergesslichen Erlebnissen. So geschah es auch vor gut einer Woche.

Ich war im Süden der Türkei, in dem kleinen Touristenort Fethiye, unterwegs. Um einen der wenigen Regentage zu überbrücken, suchte ich nach einer Buchhandlung mit englischsprachigen Büchern. Ich war schon vergeblich durch mehrere Straßenzüge voller Touristenläden geschlendert und kurz davor, die Hoffnung aufzugeben, als ich unverhofft auf der Hafenpromenade einen kleinen Buchladen entdeckte, der sogar einige gebrauchte englische Bücher führte. Der Tag schien gerettet, ich malte mir schon aus, wie ich den Rest des Tages lesend im gemütlichen Ohrensessel meines Hotelzimmers verbringen würde, während der Regen an die Fensterscheiben prasselt.

Doch beim Durchstöbern des Regals wurde mir schnell klar, dass sich die Produktpalette wohl vor allem an den Interessen von Damen mittleren und fortgeschrittenen Alters aus der englischen Mittelschicht orienterte (die in der Gegend einen großen Teil der Touristen stellen): Titel wie „To love again“, „The Wedding“, „Sunset in Saint Tropez“ und dergleichen Kram von Danielle Steel oder Rosamunde Pilcher bestimmten die Auslage. Nach ein bisschen Suchen fand ich immerhin die Memoiren von Hillary Clinton – nicht ganz das, was ich mir für einen spannenden Lesemarathon gewünscht hätte, aber angesichts der Alternativen schon eine regelrechte Erleuchtung.

Und dann passierte es: In einem der untersten Regalfächer blieben meine rastlos umherwandernden Augen an einem Titel hängen, einem Titel, wie er überraschender an diesem Ort, zwischen diesen anderen Büchern kaum hätte auftauchen können. Wie ich mich nach unten bückte, um das Buch aus dem Regal zu holen, dürfte mein Gesichtsausdruck wohl so ähnlich gewesen sein wie der von Neil Armstrong, als er die ersten Schritte auf dem Mond machte: Ich hielt eine säuberlich eingeschweisste Ausgabe von Yasutaka Tsutsuis „Paprika“ in den Händen! Richtig, die Romanvorlage für DEN Paprika! Der Moment, als ich das Buch in den Händen hin- und herdrehte und kurz daran dachte, wie wahrscheinlich es ist, dass ein ausgemachter Fan dieses Films wie ich ausgerechnet in einem Secondhand-Buchladen in der Türkei zwischen lauter Kitschromanen diesen Roman findet, bekam ich eine Gänsehaut!

Dann hab ich das Buch zurückgelegt und die Memoiren von Hillary Clinton gekauft. Scherz 😉

Den Rest des Tages (und einen guten Teil der Nacht) verbrachte ich dann mit Dr. Atsuko Chiba, ihrem alter ego Paprika und dem unfassbar fetten Tokita auf der Jagd nach dem DC Mini; und jedesmal wenn ich daran zurückdenke, wie völlig verblüfft ich in diesem Buchladen stand, läuft es mir wieder kalt den Rücken hinunter. Das sind diese Gänsehaut-Momente, die weit über die Filme hinausgehen und Dingen Bedeutung verleihen, die für andere Menschen einfach nicht nachvollziehbar sind. Was einerseits wunderschön, aber auch ein bisschen traurig ist.

Habt ihr auch schonmal solche unerwarteten Gänsehaut-Momente erlebt?

Dieser Artikel ist Teil des Japanese Film Blogathon 2010.

Rainy Dog

Original: Gokudo kuroshakai (1997) von Takashi Miike

Von seinem Clan verstoßen, schlägt sich der vereinsamte Yakuza Yujiro (Sho Aikawa) im entfernten Taiwan mit vereinzelten Auftragsmorden durch. Wenn es regnet (und es regnet ständig), verlässt er aus Aberglaube nicht einmal das Haus. Eine Kette von Ereignissen reisst ihn dann jedoch aus seiner selbsterwählten Apathie und Isolation: Zuerst taucht eine frühere Geliebte auf, die ihm ihren taubstummen Sohn aufdrängt. Zwar ignoriert er den Jungen so gut er kann, doch nimmt er ihn schließlich aufs Land mit, wo er einen weiteren Auftragsmord begehen soll.

Dort verbringt Yujiro einige verregnete Tage mit der Hure Lily (Lianmei Chen), bevor er seinen Job erledigt – um sich anschließend zwischen allen Stühlen wiederzufinden, denn sein Auftraggeber verkauft ihn an den rachedürstigen Clan seines Opfers. Zudem ist ihm noch ein mysteriöser Japaner (Tomorowo Taguchi) auf den Fersen. Unversehens entsteht zwischen Yujiro, dem kleinen Jungen und Lily auf der Flucht und im Kampf gegen die Yakuza eine enge, fast familiäre Zuneigung.

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Der zweite Teil aus Miikes nur sehr lose durch gemeinsame Themen und Motive verbundenen Triad Society-Trilogie ist in vieler Hinsicht untypisch für das Enfant terrible des japanischen Films. Tatsächlich wirkt Rainy Dog mit seinen inhaltlichen und formalen Parallelen zu Filmen wie Sonatine oder Kikujiros Sommer eher wie ein Werk Takeshi Kitanos.

Die Kamera hält uns meist auf Distanz zu den Akteuren und abgesehen von der einen oder anderen wackligen Verfolgungsszene nimmt sie eine geradezu stoisch-unbewegliche Haltung an. Die Entwicklung der Beziehungen zwischen den Akteuren wird fast ganz auf die non-verbale Ebene verlagert, allein Lily gibt ab und zu einen Einblick in ihr Seelen- und Gefühlsleben. Yujiro ist völlig verschlossen und der Junge nunmal taubstumm. Gespräche dienen vor allem dem Zweck, die Handlung voranzutreiben. Die augenfälligste Parallele zu den Filmen Kitanos ist aber die zentrale Rolle, die einige Strandszenen für die Entwicklung der Beziehungen der drei zueinander übernehmen.

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Ungewöhnlich für Miike ist auch die Art und Weise, in der Gewalt eingesetzt wird. In seinen bekannten Filmen ist die Gewalt zumeist grotesk übersteigert, wird entweder der Schockeffekte willen oder als stilisierend-ästethisches Element eingesetzt, an der Grenze zur Glorifizierung. Hier aber ist die Gewalt dreckig, alles andere als heroisch oder ästhetisch und sehr realistisch.

Insgesamt ist der ganze Film sehr stimmungsvoll und humanistisch. Miike nimmt sich viel Zeit für seine mit den Härten des Lebens kämpfenden Figuren und geht sparsam mit den durchgeknallt-schrägen Ideen um, mit denen er sonst so gern um sich wirft. Dennoch ist der Film alles andere als vorhersehbar oder mainstreamig, dafür sorgt allein schon die rätselhafte Figur des unbekannten, von Tomorowo Taguchi gespielten Japaners, der mehrfach aus dem Nichts heraus auftaucht und dessen Motivation, Herkunft und Beziehung zu Yujiro bis zuletzt ein ungeklärtes Rätsel bleibt.

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Mich hat Rainy Dog ziemlich beeindruckt, vor allem, weil er ein weiterer Beweis für die schier unglaubliche Vielseitigkeit Takashi Miikes ist. Verglichen mit vielen seiner anderen Filmen ist dieser eher konventionell, aber selbst ein konventioneller Miike ist noch ein außergewöhnlicher Film!

Diese Rezension ist Teil des Japanese Film Blogathon 2010

Gute Nachrichten: Michael von Wildgrounds richtet wie im letzten Jahr wieder einen Blogathon aus! Und wie im letzten Jahr hätte ich um ein Haar wieder zu spät davon Wind bekommen, war ich doch die letzten Wochen im Urlaub und bin jetzt dabei, mich langsam durch den überlaufenden Feedreader durchzukämpfen. Gut, dass mir diese Neuigkeit gleich aufgefallen ist, so dass ich zum einen selbst noch mitmachen und ein bisschen die Werbetrommel rühren kann. Wäre ja schade, wenn wieder nur zwei deutschsprachige Blogs dabei wären!

Wer ist noch mit dabei? Der Blogathon läuft für eine Woche, los geht’s am Mittwoch.

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Original: Haru to no tabi (2010) von Masahiro Kobayashi

Das Filmfest Hamburg ist ja sehr verlässlich: Japanische Filme spielen nie eine große Rolle, aber dafür haben sie immer den neuesten Film von Masahiro Kobayashi im Programm. Dieses Jahr lief Haru’s Journey und der hat voll und ganz für die sonstige Abwesenheit von Werken aus dem zweitgrößten Filmmarkt der Welt entschädigt, nicht zuletzt dank Altstar Tatsuya Nakadai.

Der spielt den alten Fischer Tadao, der eines Tages Hals über Kopf zusammen mit seiner Enkelin Haru (Eri Tokunaga) sein kleines Fischerdorf verlässt und sich aufmacht, seine Geschwister zu besuchen. In den Gesprächen mit seinen Geschwistern wird klar, dass Tadao ein neues Zuhause sucht, weil Haru nicht mehr mit ihm in dem kleinen Dorf leben möchte und er sich nicht allein versorgen kann. Doch niemand will ihn aufnehmen, zu schwer wiegen Streit und Fehler der Vergangenheit, die Tadao der Reihe nach von seinen Geschwistern aufs Brot geschmiert werden. Aber auch Haru wird durch die Reise klar, dass sie noch offene Wunden mit sich trägt – und dass sie Tadao eigentlich gerne bis zu seinem Tod begleiten möchte.

Wie man es von Kobayashi kennt, lässt er sich viel, viel Zeit mit der Entwicklung der Charaktere. Der Film folgt einem sehr langsamen Rhythmus, Kamerabewegungen und Schnitte werden sehr sparsam eingesetzt. Eine Szene, in der Tadao seinen ältesten Bruder besucht und sich mit ihm vor der Veranda sitzend unterhält, erinnert regelrecht an Mizoguchi mit ihrer Kombination aus Distanz und Verlagerung der Aufmerksamkeit durch Kamerabewegung statt Schnitte.

Der Auftakt zum Film ist jedoch ein Paukenschlag: Die Tür eines Holzhauses fliegt auf und heraus stürmt ein bärtiger, humpelnder, in einen wehenden schwarzen Mantel gekleideter Tatsuya Nakadai, der wutentbrannt seinen Spazierstock von sich schleudert. Ich fühlte mich unweigerlich an so manche Szene in Ran erinnert und hatte einen Moment lang einen Kloß im Hals.

Mit seinen 77 Jahren hat dieser Mann immer noch eine fantastische Präsenz auf der Leinwand, auch in einem eigentlich so ruhigen Film wie diesem. Was er allein mit seiner Stimme an Emotion und Dynamik freisetzen kann! Bei ihm spürt man ständig, wie es unter Tadaos Oberfläche brodelt und kann sich ohne weiteres vorstellen, wie dieser Sturkopf in einem Wutanfall seine Geschwister schwer verletzt und für immer entfremdet haben mag. Gleichzeitig ist er aber auch verletzlich und macht sich rührende Sorgen um seine Enkelin Haru, ist für sie sogar bereit, das größte Opfer zu bringen: Den Kotau vor seinen Geschwistern zu machen und einzugestehen, dass er Fehler gemacht hat.

Haru steht lange im Schatten des alten Mannes, bevor der Film sich dann gegen Ende schlagartig ganz um sie und ihre Probleme zu drehen beginnt und klar wird, dass diese Reise beide mit ihren Familien und sich selbst versöhnen soll. Diesen Bogen bekommt Kobayashi aber ganz wunderbar hin, auch wenn gegen Schluss vielleicht ein bisschen viel Tränen fließen. Was aber auf mich nicht aufgesetzt gewirkt hat. Ein sehr empfehlenswerter Film über Familienbande, mit dem Masahiro Kobayashi daran erinnert, dass er zu den großen und viel zu unbekannten Regisseuren seines Landes zählt.

Es gibt ja noch eine Welt jenseits meines eigenen Blogs – die ich natürlich aufmerksam verfolge, überwiegend per RSS-Feed. Besonders gerne lese ich dabei Filmrezensionen, egal ob ich den besprochenen Film schon kenne oder nicht. Da ich nur über einen kleinen Teil der Filme, die ich tatsächlich gesehen habe, auch eine Rezension schreiben kann, möchte ich von jetzt an regelmäßig auf Filme verweisen, die auf anderen Blogs rezensiert wurden. Besonders interessant fand ich in den letzten Wochen die folgenden Beiträge:

Viel Spaß beim Lesen!

* was ein Kalauer!! 😀