Original: Strawberry Shortcakes (2006) von Hitoshi Yazaki

Basierend auf dem Manga Sweet Cream and Red Strawberrys von Kiriko Nananan, die im Film selbst die Rolle der Malerin Toko übernimmt, dreht sich Strawberry Shortcakes um das Leben von vier alleinstehenden jungen Frauen in Tokyo, ihre Einsamkeit, Sehnsüchte und ihre vielfältigen Probleme von der Karriere über Männer bis zum Sinn des Lebens.

Die liebenswerte und zuvorkommende, etwas zerstreute Chihiro (Noriko Nakagoshi) geht einem bedeutungslosen Sekretärinnenjob nach und führt eine einseitige Beziehung mit einem Kollegen, der in ihr nicht mehr sieht als ein Mittel zur sexuellen Befriedigung. Sie wünscht sich eine geregelte Beziehung, eine Familie und eine sinnvolle Arbeit. Ihre Mitbewohnerin Toko (Kiriko Nananan) ist selbstständige Malerin und Designerin, leidet unter dem Unverständnis und der Geringschätzung der Menschen gegenüber ihren Bildern, die ihr alles bedeuten, und unter den Wunden einer zerbrochenen Beziehung. Anfangs sind die beiden nur Mitbewohnerinnen, ohne sich groß füreinander zu interessieren, doch langsam entwickelt sich eine enge Freundschaft.

Die immer fröhliche, scheinbar durch nichts unterzukriegende Satoko (Chizuru Ikewaki), die eine traumatische Trennung hinter sich hat und sich nach einer großen, wahren Liebe sehnt, arbeitet als Telefonistin in einer „Agentur“ für Prostituierte. Dort muss sie sich den Avancen des Managers, eines verheirateten Familienvaters, erwehren und freundet sich mit der Prostituierten Akiyo (Yuko Nakamura) an. Akiyo hat einen Hang zum Morbiden (sie schläft in einem Sarg und hat bereits einen Plan für ihren Selbstmord) und führt ein Doppelleben: In ihrem Job tritt sie als stylische Dame auf, privat trägt sie Schlabberjeans, T-Shirts und eine Brille. Dieses Doppelleben setzt sich nahtlos in ihrem Liebesleben fort, das in die Erfüllung der Fantasien und Begierden ihrer Kunden und in ihre Unfähigkeit, Kikuchi (Masanobu Ando), ihrer großen Liebe seit dem College, ihre Gefühle zu offenbaren, zerfällt.

Von den vorgeblichen Schwächen der Vorlage bei der Charakterentwicklung ist im Film jedenfalls nichts, aber auch gar nichts zu spüren. Alle vier Frauen sind vielschichtig und tief angelegt und absolut glaubwürdig dargestellt. Die Kameraführung ist distanziert, immer ruhig und kommt ohne irgendwelche Effekthascherei daher, wodurch ein quasi-dokumentarischer Stil entsteht, der nicht unerheblich zur Glaubwürdigkeit beiträgt. Ohne dass auch nur das kleinste bisschen auf die Tränendrüse gedrückt wird, entsteht sehr schnell Identifikation mit allen vieren, man fühlt mit und möchte irgendwann jede einzeln in den Arm nehmen und gaaanz fest drücken.

Neben der Suche nach Liebe und einer funktionierenden Beziehung thematisiert der Film vor allem aber auch den Umgang der Menschen miteinander allgemein und nicht zuletzt in der Arbeitswelt. Eine der eindrucksvollsten Szenen ergibt sich, als Tokos Auftraggeber eines ihrer Bilder verlieren, aber überhaupt nicht realisieren, was dies für Toko bedeutet. Anschließend sehen wir sie über die Toilette gebeugt, sich mit dem Finger im Mund erbrechend und die Missachtung ihrer Arbeit durch die Menschen verfluchend. Das angesprochene Problem, dass in unserer heutigen Arbeitswelt viel zu viele Menschen überhaupt nicht wissen, was es heisst, etwas zu tun, das einem selbst viel bedeutet und in dem man sich selbst verwirklicht, reicht weit über das Leben junger Frauen in der Großstadt hinaus: Durch mangelnden Respekt und ideellen Bezug zur eigenen Arbeit fehlt die Fähigkeit, Menschen und deren Arbeit zu würdigen und Respekt zu zollen.

Eine weitere, nur wenige Sekunden dauernde Szene zielt in eine allgemeinere Richtung: Chihiro steigt die Treppe zum Dach des Bürogebäudes hinauf, will sich zu ihren dort Pause machenden Kolleginnen gesellen und bringt ihnen Getränke mit. Da hört sie, wie eben diese Kolleginnen darüber lästern, dass Chihiro sich bei den Vorgesetzten durch das Servieren von Getränken einschleime. Die genuine, selbstlose Freundlichkeit von Chihiros Geste wird nicht nur nicht gewürdigt oder verstanden, sondern wird als Berechnung ausgelegt. Die Lästerinnen kommen gar nicht erst auf die Idee, dass Chihiro vielleicht einfach nur nett und freundlich sein will, sondern unterstellen ihr strategisches Denken, gar Böswilligkeit.

So beklagt der Film nicht nur einen Mangel an aufrichtiger Liebe und Zuneigung im Leben junger Menschen, sondern generell eine Enthumanisierung in zwischenmenschlichen Beziehungen und die Reduktion von Beziehungen auf ihre rein funktionalen Elemente. Güte, Verständnis, Aufrichtigkeit, Freundschaft, Ehrlichkeit und Interesse für die Belange der Mitmenschen, all das was ein glückliches Miteinander (nicht nur in einer Liebesbeziehung) ausmacht, sind uns verloren gegangen und müssen schwer erkämpft werden – siehe die nur langsam und mühevoll wachsende Freundschaft von Toko und Chihiro.

Baumkuchen

Original: Baumkuchen (2006) von Kensaku Kakimoto

Der 25jährige Regisseur Kakimoto hat hier ganz tief in die Trickkiste gegriffen, um seinen Plot in verschiedene, nur schwer miteinander in Zusammenhang und Einklang zu bringende Stränge zu unterteilen.

Im Zentrum des Films stehen die drei Kawanobe-Brüder, die in einer schrägen WG zusammenwohnen, mit Vorliebe Baumkuchen essen und gewissermaßen den Stamm des Films bilden. Von jedem der drei zweigen dann weitere Charaktere ab, Freundinnen, Verlobte, Freunde von Freunden. Dazu kommen eine mysteriöse Barbesucherin und der Moderator einer TV-Shopping-Sendung. Auf die eine oder andere Art sind alle miteinander verknüpft, doch dieses Puzzle richtig zusammenzubekommen macht uns Kakimoto so schwer, wie es seinen Charakteren fällt, das Puzzle ihres Lebens zu lösen.

Jeder der drei Brüder muss einen Weg finden, sein Leben, wie er es leben will und wie er mit einer Frau umgehen will, in den Griff zu bekommen. Dabei geht es um Akzeptanz der Eigenarten und Bedürfnisse von Mitmenschen, um Verarbeitung von verpassten Chancen, Selbsterkenntnis, das Springen über den eigenen Schatten und die Frage, was Glück ist.

Um dem Zuschauer das Zusammenfügen der über den Film verstreuten Puzzleteile möglichst zu erschweren, setzt Kakimoto auf eine äußerst unkonventionelle Erzählweise voller räumlicher und zeitlicher Diskontinuitäten, Traumsequenzen und eine Geschichte in der Geschichte, bei der ein Schriftsteller (der Zusammenhang wird erst ganz zum Schluss klar) ein Buch schreibt, dessen Charaktere und Handlungen ebenfalls in die Handlung eingewoben werden.

So, sitze mal wieder nach 3 Filmen in 7 Stunden vor dem Rechner. Viel zu früh, weil ich ja eigentlich noch auf die Party wollte… die ich aber nicht gefunden habe! Nach ca. 45 Minuten herumirren, zweimaligem Nachfragen im 3001 und auf der Straße hab ich dann mit bitter knurrendem Magen aufgegeben und mein Fahrrad gen Heimat gelenkt. Auch meine nachträgliche Suche auf der Festival-Homepage war vergeblich, erst über Google bin ich dann auf die Homepage der ausrichtenden Kneipe gestoßen.

Ich möchte diese ärgerliche kleine Episode zum Anlass nehmen, mal generell auf einige Mängel der Festivalseite hinzuweisen, vielleicht liest ja jemand mit (oder ich ich setze mich irgendwann mal hin und schreibe eine Mail).

Inhaltlich wäre zu verbessern:

  • Google Maps einbinden (für die PARTY oder auch für die jeweiligen Kinos).
  • Links zu den offiziellen Seiten der Filme bzw. Einbindung von Trailern.
  • RSS-Feed bzw. Möglichkeit eines Newsletter-Abos fehlt.

Klare Mängel unter Usability-Gesichtspunkten wären:

  • Die Popups zu den Filmdetails sind ein absolutes Don’t! Popups gehen gar nicht!
  • Die Links zu „Home“ und „News“ führen auf dieselbe Seite.
  • Der Link zum Archiv für 2006 fehlt, das Archiv selbst gibt es aber (einfach in der URl „2005“ durch „2006“ ersetzen).
  • Der Timetable darf nicht nur als jpg-Grafik zum Download vorliegen, sondern muss auf der Seite (z.B. als Tabelle) eingebunden sein.

Fehler in der Darstellung:

  • Überall sind die Texte in Arial und linksbündig, nur im Programm sind sie auf einmal in Times New Roman und zentriert.
  • Der Navigationsbalken ist überall außer unter „Home“ pink, und überall außer unter „Archiv“ reicht er über die gesamte Bildschirmbreite.

Und das sind nur die paar Sachen, die mir bei fünf Minuten Nachdenken und Herumsurfen auf der Seite eingefallen sind.

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Kurzbericht zu Bulgogi – The Yakiniku-Movie, in dem es um zwei koreanische Brüder geht, die es als Kinder auf unterschiedlichen Wegen nach Japan verschlagen hat und die nichts über den jeweils anderen wissen. Der eine, Torao, ist ein mit einer Restaurantkette und eigener TV-Show berühmt gewordener Meisterkoch, der andere, Tatsuji, arbeitet in einem kleinen koreanischen Grillrestaurant unter Anleitung des unumstrittenen Yakiniku-Meisters. Nach dessen Tod fordert Torao Tatsuji zum Duell in seiner Show heraus, es kommt zum finalen Showdown.

Ein ziemlich unterhaltsamer, wenn auch konventioneller Film mit der einen oder anderen witzigen Überraschung, etwa wenn sich ein alter Stammgast aus Tatsujis Kneipe als mächtiger Gangsterboss entpuppt. Schade finde ich, dass die Zubereitung der Speisen überwiegend unter Wettbewerbsaspekten gezeigt wird und dadurch das Genießerische, Spirituelle, das die Faszination von Essen ausmacht und das in einem Film wie Tampopo so exzellent dargestellt wurde, etwas kurz kommt.

Original: Takume, Hareruja (2006) von Yoshiyuki Itakura

Meine erste Rezension eines Films, zu dem es keinen Eintrag bei IMDb gibt! Filmfestivals sind schon was tolles. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich den Film so gesehen habe, wie man ihn hätte sehen sollen, denn es gab bei der Aufführung leider technische Probleme. Möglicherweise fehlt mir ein Stück vom Anfang des Films.

Zunächst bekommt der Zuschauer eine Serie von ineinandergeschnittenen, verfremdeten schwarz-weissen Kriegsbildern zu sehen. Explosionen, Zerstörung, abstürzende Flugzeuge und darüber ein verstörender Soundtrack. Dieser stammt von Hiroto, der allem Anschein nach Soundeditor ist. Plötzlich bekommt er einen Anruf von seinem Onkel, dass seine demente Großmutter – die ihn nach dem Tod seiner Eltern großzog – verschwunden wäre. Als er sie findet, erzählt sie ihm von seiner Schwester Saki, und gleich darauf begegnet Hiroto ein kleines Mädchen dieses Namens, das vor seiner Mutter davonläuft.

Irgendwann wird einem dann klar, dass Hiroto ein Überlebender des Erdbebens von Kobe aus dem Jahr 1995 sein muss, bei dem Tausende ums Leben kamen, darunter wohl auch seine Eltern, und er deshalb bei seiner Großmutter aufwuchs. Aus dieser traumatischen Erfahrung speist sich dann auch seine Idee, dass das Mädchen Saki seine Schwester sei und die beiden gemeinsam ihr verpasstes Familienleben nachholen müssten. Je mehr Widerstände sich ihm dabei in den Weg stellen, um so besessener verteidigt er seine Beziehung zur kleinen Saki.

Dieses Verhältnis nimmt eine sehr interessante Entwicklung: Zunächst scheint es, als würde Hiroto seine „Schwester“ vor einer Rabenmutter beschützen und ihr helfen. Doch je mehr er sich in seine Fantasievorstellungen hineinsteigert, um so mehr zeigt sich, dass Saki viel reifer ist, mit der Situation viel gelassener umgeht. Schließlich kehrt sich das Verhältnis um, Hiroto ist plötzlich auf Saki angewiesen und will sie nicht mehr gehen lassen.

Hate, Halleluja war für mich eine sehr verstörende Erfahrung. Obwohl der Film einen sehr langsamen Rhythmus hat, kaum Dialoge beinhaltet und eigentlich nur zwei oder drei Personen eine wichtige Rolle spielen, wirkte er auf mich sehr verwirrend. Dazu trug bei, dass die Vergangenheit Hirotos mühsam erschlossen werden musste, dass immer wieder verwirrende weil scheinbar zusammenhanglose Schnitte gemacht wurden und dass Hiroto permanent mit Kopfhörern herumläuft und mit Soundeffekten experimentiert. Da zudem oft absichtlich diegetischer und nicht-diegetischer Sound zu verfremdenden Effekten vermischt waren, war oft der Ursprung der zu hörenden Geräusche unklar.

Im Nachhinein muss ich aber sagen, dass eigentlich alles Sinn macht. Die anfangs gezeigten Bilder von Tod und Zerstörung weisen auf die Konsequenzen des Erdbebens hin, die sich von denen eines Kriegs kaum unterscheiden. Die Kopfhörer sind natürlich ein allgegenwärtiges Symbol von Eskapismus und Verdrängung, das Hiroto immer wieder auch der kleinen Saki aufdrängt. Und das Gefühl der Verwirrung beim Zuschauer spiegelt das wider, was auch in Hiroto vorgeht. Also ein komplexer, wirklich gelungener Film, der zurecht von der Cineastes Organization Osaka gefördert wurde.

Original: Tekkonkinkreet (2006) von Michael Arias

Leider habe ich zu dieser visuellen Achterbahnfahrt keine Screenshots anzubieten, aber auf der offiziellen Website zum Film gibt es ein paar Bilder und natürlich einen Trailer zu bestaunen. Der hebt aber stark auf die Actionelemente ab und lässt die psychologischen Hintergründe und die damit verbundenen psychedelischen Bilderwelten außen vor. Könnte ja potenzielle Kinogänger verstören. Immerhin habe ich noch einen japanischen Originaltrailer bei Youtube aufgestöbert:

[flash]http://youtube.com/watch?v=IWOCf1wNlk0[/flash]

Tekkonkinkreet spielt in Treasure Town, Teil einer größeren, aus einer Vielzahl asiatischer und globaler kultureller Kontexte zusammengesetzen Metropole. Moscheen und buddhistische Tempel finden sich ebenso wie westliche Ikonographien von Hammer und Sichel bis zu 007-Plakaten. In dieser Stadt kämpfen die elternlosen Brüder Shiro und Kuro (japanisch für weiss und schwarz) um das tägliche Überleben und haben sich dabei zwischen Yakuza und Polizei einen gewissen Status und Machtbereich erkämpft.

Diese stabilen Verhältnisse kommen durch die Ankunft eines neuen, von außerirdischen Kämpfern begleiteten Gangsters ins Rutschen. Er spielt die Banden gegeneinander aus, macht Jagd auf Kuro und Shiro und will die Stadt von Grund auf verändern. In ihrem immer verzweifelteren Kampf werden die Brüder schließlich getrennt, woraufhin Kuros dunkle, blutrünstige Seite immer mehr außer Kontrolle gerät.

Die Gegensätzlichkeit von Schwarz und Weiss, die aber zugleich auch aufeinander angewiesen sind, ist ein konstantes Motiv in Tekkonkinkreet. Tag und Nacht, weisse Tauben und Krähen, eine Großaufnahme der Mondsichel mit der im Dunkeln liegenden Seite, ständig werden wir an die unauflösliche Verbindung von schwarz und weiss erinnert. Die Bedeutung des Motivs wird zum Ende des Films erkennbar, wenn klar wird, dass nicht nur Shiro auf den starken Arm seines älteren Bruders Kuro angewiesen ist, sondern dass gerade auch der Ältere die Zuneigung, Freundschaft und Liebe braucht, um sein seelisches Gleichgewicht zu halten und nicht in einem Strudel aus Zerstörung und Selbstvernichtung unterzugehen.

In dieser Phase reisst uns der Film mittels eines Stroms atemberaubender Bilder hinein in Kuros Seele, die gegen überhandnehmende Wut, Hass und Verzweiflung ankämpft. In diesem Kontext erfüllt sich dann auch die eingangs gemachte Aussage, man müsse sich manchmal die Finger verbrennen, um das rätselhafte Innere von etwas zu erkennen.

Eine spannende Geschichte, in der in einer Nebenhandlung um das Verhältnis eines alternden Yakuza zu seinem Protege Loyalität und Freundschaft unter anderen Gesichtspunkten beleuchtet werden, mitreißend und visuell großartig in Szene gesetzt, mit reichlich psychologischer Würze. Mit seinem Regiedebüt ist dem in Japan lebenden Amerikaner Michael Arias ein sehr interessanter, unbedingt zu empfehlender Film gelungen!

Unfassbar, wie tot die Hamburger Innenstadt ist! Wollte heute auf dem Weg vom B-Movie zum Metropolis schnell was Warmes essen, und gleich um die Ecke vom Metropolis am Gänsemarkt gibt es ja nen MacDonalds… nur dass der an Feiertagen geschlossen hat! Ich also weitergewandert zur Dönerbude am U-Bahn-Ausgang Stephansplatz. Auch geschlossen! Was ist das hier? Nordkorea? Hatte dann ein Bier und Erdnüsse im Kino.

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Kurzbericht zu The Pavillion Salamandre, in dem es um die familiären Wirrungen einer Familie geht, welche die Stiftung leitet, die mit dem Schutz von Kinjiro betraut ist, einem 150 Jahre alten Riesensalamander. Die Hauptfiguren sind Azuki, eine der Töchter – gespielt von Yu Kashii, die bereits in Linda, Linda, Linda (letztes Jahr Eröffnungsfilm des Festivals) eine Hauptrolle hatte – und der Röntgenarzt Hoichi (Jo Odagiri). Hoichi soll ursprünglich herausfinden, ob Kinjiro „echt“ ist, verliert dies angesichts der Suche der schönen Azuki nach ihrer verschollenen Mutter aber schnell aus den Augen.

Zum Auftakt des Films erfahren wir in vorgeblich dokumentarischer Manier die Geschichte von Kinjiro, doch die Handlung nimmt schnell die abstrusen und grotesken Züge einer durchgeknallten Komödie an. Viele Szenen besonders zum Ende hin sind offensichtliche Veräppelungen verschiedener Genres (Abenteuerfilme, Krimi) und erinnern in ihrer Sinnfreiheit schon fast an Monty Python. So wandelt sich der Röntgenarzt Hoichi etwa zur Hälfte des Films plötzlich in einen sizilianischen Banditen samt grenzdebilem Gefolge aus Dorftrotteln und entwickelt einen Hang zum Simultanrauchen einer mit jeder Szene steigenden Anzahl von Zigaretten.

Fazit: Ein sehr unterhaltsamer Film, für den man aber einen speziellen Humor benötigt und der mit seinen Groteskerien ein bisschen an Shohei Imamura erinnert (der in seinen Filmen ja auch einem Hang zu Fischen und Amphibien frönt).

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Graffiti, im Vorhof des Metropolis entdeckt:

mohamad

Hat zwar nichts mit japanischem Kino zu tun, ist aber trotzdem genial.

Original: Baruto no gakuen (2006) von Masanobu Deme

Nach der Eroberung des deutschen Protektorats Qingdao durch die Japaner im Ersten Weltkrieg werden tausende Deutsche in Kriegsgefangenenlager nach Japan gebracht. Im Lager Bando sorgt der Kommandant Matsue (Ken Matsudaira) für eine außergewöhnlich lockere, fast freundschaftliche Stimmung zwischen den Deutschen und der japanischen Bevölkerung. Für Matsue ist der respektvolle Umgang mit den Gefangenen eine Herzensangelegenheit, da er in seiner Kindheit selbst erfahren musste, was es heisst, besiegt zu werden.

Als der Krieg mit der deutschen Niederlage endet und die Gefangenen vor der Heimkehr stehen, studieren sie auf Bitte ihres Generals Heinrich (Bruno Ganz) Beethovens Neunte Sinfonie ein. Zu Ehren Matsues und als Dankeschön an die Bevölkerung wird sie zum ersten Mal überhaupt auf japanischem Boden aufgeführt.

Dieser kurze Abriss mag einen wirklich interessanten Film über Völkerverständigung, die grenzenlose Magie der Musik, kulturelle Konflikte zwischen den deutschen Gefangenen und ihren japanischen Bewachern bzw. der Bevölkerung oder ein an Die Brücke am Kwai erinnerndes Duell der beiden großartigen Schauspieler Ganz und Matsudaira versprechen. Leider wurde aus dem großen Potenzial dieser wirklich wunderbaren Geschichte ziemlich wenig gemacht.

Der Film verliert sich in einer Vielzahl von Handlungssträngen um einzelne, seltsam hölzern wirkende Personen, deren Zusammenhänge im Unklaren bleiben und die oft mit Kitsch überladen sind. Für das Ende des Films mit der Aufführung der Sinfonie wichtige motivierende Zusammenhänge sind nur schwer nachvollziehbar. So wird etwa der General Heinrich in mehreren Szenen als überaus wichtig für die Moral seiner Truppe dargestellt. Tatsächlich ist er außer beim abschließenden Konzert aber nie mit seinen Soldaten zu sehen, so dass man sich fragt, worauf dieses innige Verhältnis basieren soll.

In Japan lief Ode an die Freude wohl ziemlich erfolgreich (deutscher Kinostart ist der 12. Juli), was ich einfach mal auf die Starbesetzung mit Matsudaira, Reiko Takashima und Ganz zurückführe. Davon ist Matsudaira der einzige, der seinem Charakter Tiefe und eine nachvollziehbare Motivation verleihen kann. Zudem ist etwa die Hälfte seiner Texte auf Deutsch, und er zieht sich dabei sehr achtbar aus der Affäre. Meine Hochachtung! Obwohl der Film also alle Voraussetzungen (tolle Geschichte, gute Schauspieler, wunderbare Ausstattung und Sets) mitbringt, will der Funke einfach nicht überspringen. Schade.

Endlich – der erste Festivaltag! Pünktlich zeigte sich auch das Wetter wieder ganz von seiner Hamburger Seite und erleichterte somit das Herumstehen vor verschlossenen Kinosälen und bei Pressekonferenzen grandios. Besonders eifrig herumgestanden wurde nach der Pressekonferenz, es war schließlich noch über eine Stunde totzuschlagen bis zur offiziellen Eröffnung. Aber zuerst gab es ja noch den Fototermin mit Bruno Ganz und Reiko Takashima, bei dem wohl mehr japanische Kamerateams anwesend waren als deutsche, was ihren Superstar-Status in der Heimat eindrucksvoll unterstrich. Auf dem (nicht besonders gelungenen) Video sind die beiden als Pixelflecke vor der Plakatwand zu erahnen.

[flash]http://youtube.com/watch?v=HFf5w65wZqw[/flash]

Leider war Regisseur Masanobu Deme nicht anwesend, der einzige, den ich gerne etwas gefragt hätte, schließlich hat er an Rotbart, Yojimbo und anderen Filmen mitgewirkt. Bruno Ganz erwies sich als überaus humorvoll, was angesichts der extremen Honig-um-den-Bart-Schmiererei des ebenfalls anwesenden Produzenten Yusuke Okada auch bitter nötig war. Kostproben gefällig?

Antwort auf die Frage, wie er sich auf die Rolle des Kommandeurs der deutschen Kriegsgefangenen vorbereitet habe: „Meine einzige Vorbereitung war, dass ich dem Maskenbildner gesagt habe, er soll mir einen Bart machen.“ Oder was ihn an der Rolle interessiert habe: „Ich bin ja inzwischen ein Experte für den Zweiten Weltkrieg, so als Adolf Hitler, da konnte ich mir den Ersten Weltkrieg natürlich nicht entgehen lassen.“ Letztlich war der Film für ihn wohl in erster Linie eine gute Gelegenheit, wieder nach Japan zu reisen, nachdem das Land ihn während seiner Promotion-Tour für Derr Unterrgang begeistert hatte.

Ansonsten schwärmten alle deutschen Beteiligten (neben Ganz auch noch Oliver Bootz und Henry Arnold) von der fantastischen Aufnahme in Japan und den großartigen Arbeitsbedingungen, und Takashima und Okada lobten die Professionalität der Deutschen. Vom Film wurde vergleichsweise wenig geredet, und viel zu sagen gibt es da eigentlich nicht, ich werde aber trotzdem eine Besprechung noch nachschieben.